Rückblick auf die Generalversammlung VFL vom 22. April 2023
von Manfred Hildebrand, Präsident VFMF von 1984-1989, Vizepräsident der Stiftung MHMLW von 2010-2014
Wieviel Veränderung brauchen Traditionen?
Das Verhältnis zwischen Bern und Zürich war schon im Mittelalter nicht das Allerbeste und hatte im 19. Jahrhundert um 1848 einen Kulminationspunkt. Wenn ich heute – als historisch interessierter Luzerner – auf diese Zeit zurückblicke, liegt das an der Frage: Wer soll „Hauptstadt“ werden? Luzern wurde als ehemaliges Haupt des Sonderbundes angesehen, was gegen eine glaubwürdige Kandidatur sprach. Der Wettbewerb zwischen Bern und Zürich, bereits vorhanden in der alten Eidgenossenschaft, wurde zum Kampf um die Hegemonie im neuen Bundesstaat. Grabenkämpfe gehörten und gehören somit zum Alltag und wir sind gewohnt, demokratische Lösungen zu finden. Glaubenskriege, der Rösti- oder Stadt-Land-Graben sind Beispiele aus einem umfassenden Katalog, der im Dezember 2022 durch unseren Verein ergänzt wurde.
Zurück zur GV VFL:
Pünktlich wie ein Schweizer Chronometer eröffnete Michel Pola seine erste GV, die 27. des VFL und de facto die 45. des Vereins inkl. VFMF. Er begrüsste die 203 anwesenden Mitglieder (Frauen inklusive), seinen Vorstand, die Ehrenmitglieder und Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Verwaltung sowie von Partnerorganisationen. Persönlich freute ich mich über die Anwesenheit von Heinz Jauch und André Ingold, Rita und Fredi Furrer, vermisste etwas den Kanton; über den militärischen Solitär Obertlt Markus Burkard, die Vertreter von ZSHAM, HAM, Musé clin d’Ailes sowie über Kameraden aus St. Moritz, Payerne, Buochs, Interlaken, Altenrhein. Sie stehen für die Bedeutung des Flieger- und Flab Museums als Begegnungsstätte, der freiwilligen Tätigkeit, der Miliz, der Geschichte und nehmen lange Reisen in Kauf, um an der GV in der Wiege der Schweizer Aviatik dabei sein zu können.
Nach dem Grusswort von Heinz Haller, Präsident Stiftung Museum und Historisches Material der Luftwaffe (MHMLW) und Vizepräsident Stiftung Innovationspark Zürich, dem wir für seinen Einsatz bei den schwierigen Verhandlungen mit Armasuisse, sowie sein künftiges Engagement bei der Ausgestaltung des Innovationsparkes mit einer massgeblichen historischen Komponente dankbar sind, freute sich Michel Pola, dass dies eine Generalversammlung und keine Liquidationsveranstaltung wurde. Kaum zu glauben, dass es seit 2015 über 70 Sitzungen brauchte, damit am 20.12.22, 11 Tage vor Jahresende die neuen Verträge von der „alten“ – Kurt Waldmeier zur „neuen“ – Armin Felder Geschäftsleitung unterschrieben werden konnten. Das war knapp, eine turbulente Phase endete erfolgreich! Wer Turbulenzen scheut, ist allerdings in der Aviatik am falschen Ort.
Danach führte der Präsident zügig, frei vorgetragen und ohne Rumpler unter dem Motto „Reorganisation und Aufbruch aus dem gelichteten Nebel“ durch die 10 Standardtraktanden, chapeau! Alle Abstimmungen – mit Ausnahme der Jahresbeiträge – wurden einstimmig angenommen, bei den Jahresbeiträgen gab es zwei Enthaltungen, die Votantinnen waren der Meinung, diese müssten im Hinblick auf Bilanz und Budget angehoben werden. Die Anwesenden der GV wurden über die traurige Nachricht 56 verstorbener Mitglieder informiert, über die momentane Situation mit der JU HB-HOS, über erfreuliche Zahlen von Besuchern, Führungen, Flugstunden und Passagieren und nahmen die sinkende Zahl der Mitglieder zur Kenntnis. Sie genehmigte Jahresrechnung, Bilanz und Budget, den Übertrag des Verlustes von knapp 360 T Franken auf das Folgejahr, erteilte Décharge und wählte zum bestehenden Vorstand mit Thomas Bolli ein neues Vorstandsmitglied. Wir erfuhren, dass mit Adrian Ineichen seit 01.07.2022 als Vertreter der Stadt Dübendorf ein junger Aviatik-affiner Stadtrat in den Vorstand VFL delegiert wurde.
Ehrung der Mitglieder:
Zum Schluss wurden Kurt Waldmeier und Ueli Graf zu Ehrenmitgliedern ernannt. Kurt in Würdigung seiner Verdienste als Gründer und Geschäftsführer der JU Air (1982-2022), als Geschäftsführer des Museumsbetriebes des VFL (1986-2022), als Vorstandsmitglied des VFL seit 2001 und Pilot der JU-52, Bücker und Fieseler Storch.
Ueli in Würdigung seiner Verdienste als freiwilliger Mechaniker bei der JU Air (1992-2009 / 2016-2018) und grosszügiger Spender für den Bücker Flugbetrieb.
Kurt liess es sich nicht nehmen, nach dem Dank für seine Ehrung in seiner bekannten Art auf die Veränderungen der Gesellschaft hinzuweisen: von langjährigen Chefs geführten, kompetenten und verantwortungsbewussten Mitarbeitern zum freizeitorientierten Arbeitnehmer als Durchlauferhitzer. Quo vadis? Danach verabschiedete er seine langjährige Mitarbeiterin Rita Walter, die seit September 1983 für den Aufbau und die Weiterentwicklung der Informatik zuständig war und die auf den 30.4.2023 pensioniert wurde. Kurt bleibt uns als Vizepräsident, Leiter Flugbetrieb, sowie als Geschäftsführer der WFD Werkflugplatz Dübendorf AG glücklicherweise erhalten.
Herzlichen Dank Rita, für fast 40 Jahre treue, ausgezeichnete Mitarbeit.
Kulturelles
Nach dem Dank von Michel Pola an Alle, Vorstand, Profi, Freiwillige und Helfer leitete ToBo zum „kulturell-kulinarischen“ Teil der GV über.
Kathrine Ramseier als Fräulein Grethe Waldor bot uns vier Lieder aus der Weimarer Republik (1920-1939). Ein Hauch von Varieté- und Cabaret-Ambiance passte gut in unsere Gesellschaft, mit einer herbsüssen Note zauberte sie vergangen geglaubten Zeiten und den Kitzel der Federboa zurück. Kompetent begleitet wurde sie von Chantal Liggenstorfer – ein musikalisches Duo im technischen Umfeld und dem Geruch von Kerosin und Hydrauliköl.
«Mein Papagei frisst keine harten Eier, er ist ein selten dummes Vieh. Er ist der schönste aller Papageier, nur harte Eier, frisst er nie. Er ist ganz wild nach Brustbonbons und Kuchen, er nimmt selbst Kaviar und Sellerie, auch saure Gurken sah ich ihn versuchen, nur harte Eier frisst er nie.»
Mit diesem Text schaffte sie tiefsinnig den Übergang von der Aviatik zum Aperitif, der von der Viplunch AG kompetent, stilgerecht und fein kredenzt wurde und damit Basis für intensive Diskussionen über die Zukunft bildete.
Quo vadis
Die 45-jährige Erfolgsgeschichte des Museums der Luftwaffe geht mit initiativen, neuen und jungen Kräften weiter, Personen aus unserem Bereich bekleiden Schlüsselstellen, sie werden für gute Rahmenbedingungen sorgen. Danke!
Hinweis:
Die GV 2024 findet am Samstag den 20. April 2024, 14.00 Uhr im Fliegermuseum statt.
Stiftung MHMLW und Verein VFL
MHMLW – Ziel und Zweck
Die Stiftung bezweckt die Erstellung zusätzlicher Ausstellungs- und Betriebsräume für das Museum der schweizerischen Luftwaffe. Die Stiftung stellt die fachgerechte Auswahl und Aufbewahrung der Gegenstände und Dokumente sowie den professionellen Unterhalt und die wissenschaftliche Betreuung der Sammlung historisches Material der schweizerischen Luftwaffe sicher. Die Stiftung macht das historische Ausstellungsgut in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich und stellt sicher, dass die historische Sammlung interessierten Personen zugänglich ist. Die Stiftung verfolgt keine kommerziellen Zwecke und erstrebt keinen Gewinn.
VFL – Ziel und Zweck
Der VFL fördert das öffentliche Interesse an Geschichte, Gegenwart und Zukunft der schweizerischen Luftwaffe, indem er das Flieger Flab Museum betreibt. Der VFL kann Demonstrations- und Nostalgieflüge mit historischen Luftfahrzeugen durchführen. Er betreibt zu diesem Zweck die JU-AIR. Der VFL unterstützt die Interessen der schweizerischen Luftwaffe. Der VFL fördert den Zusammenhalt und die Kameradschaft unter den Mitgliedern. Der VFL arbeitet mit Organisationen zusammen, die die Geschichte der schweizerischen Luftfahrt der Öffentlichkeit bekannt machten.
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