– 09.09.2019 –

Dieses Gebäude steht unter Denkmalschutz und wurde von der ehemaligen SWISSAIR und seit 1949 von militärischen Formationen als „Homebase“ benutzt.

Vorgeschichte

Der Franzose Reynold Jaboulin war der eigentliche Initiator des Flugplatzes Dübendorf. Im Oktober 1910 organisierte er auf dem Ried zwischen Wangen und Dübendorf ein internationales Flugmeeting. Diese Flugtage begeisterten damals mehr als 100’000 Zuschauer.

Im November 1914 musste die anfangs August zusammengestellte Fliegerabteilung unter dem Kommando von Hauptmann im Generalstab Theodor Real vom für einen Flugbetrieb wenig geeigneten Beundenfeld in Bern, nach Dübendorf dislozieren.

Nach Ende des ersten Weltkriegs kaufte der Bund das ganze Flugplatzgelände zum Preis von Fr. 380’000.- Die Militärflugzeuge wurden für einige Monate noch zur Postbeförderung und als Passagierflugzeuge für Rundflüge weiterverwendet.

Zivilfliegerei in Dübendorf

1920 erklärte das Eidgenössische Luftamt den Flugplatz Dübendorf zum Zoll- oder Zivilflugplatz 1. Klasse. Dadurch stand dieser auch dem zivilen Flugbetrieb wieder zur Verfügung. Die Gesellschaft „Ad Astra Aero“ flog von 1922 an mit Ganzmetallflugzeugen Junkers F-13 täglich – wenn es das Wetter zuliess – von Genf über Dübendorf nach Nürnberg/Fürth. Die Auslastung erreichte lediglich lächerliche 10%. Der Betrieb war nur dank Subventionen (Bund und Stadt Zürich) möglich.

Entstehung des SWISSAIR-Aufnahmegebäudes

Die zahlreichen einfachen Baracken sowie die Flugzeughangars auf dem Flugplatzgelände entsprachen bald nicht mehr den betrieblichen Erfordernissen. Leider lehnte das Zürcher Stimmvolk am 14. September 1930 einen Kredit von 3,6 Mio. Fr. für den Flugplatzausbau ab.

Das Eidgenössische Luftamt stellte daraufhin an den Kanton Zürich als Flugplatzhalter drei präzise (bis am 1. Mai 1931 zu erfüllende) Forderungen:

– Bau eines Abfertigungsgebäudes

– Bau eines Hangars für Grossflugzeuge mit 40 Metern Torbreite

– Bau eines Hangars für gewerbsmässigen Luftverkehr mit Werkstätten

Der Regierungsrat des Kantons Zürich präsentierte daraufhin eine Vorlage, welche den Bau der grossen Halle für einen in der Kompetenz des Kantonsrats liegenden Betrag von
Fr. 500’000.- vorsah.

Am 24. November 1930 beschloss der Kantonsrat mit 113 gegen 87 Stimmen unter Namensaufruf einen Beitrag von Fr. 500’000.- und widersprach damit der Volksabstimmung (!).

Vorerst erfolgte aber die Gründung der SWISSAIR.
Die Generalversammlungen der AD ASTRA AERO vom 17. März 1931 und der BALAIR vom 26. März 1931 hatten rückwirkend auf den 1. Januar 1931 die Fusion der beiden Gesellschaften beschlossen. Die BALAIR erhöhte das Aktienkapital auf Fr. 800’000.- und die Firmenbezeichnung wurde in SWISSAIR abgeändert.

Das Architekturbüro Kündig & Oetiker wurde beauftragt, Planskizzen auszuarbeiten, die dann dem Chef des eidgenössischen Luftamtes, dem Direktor des Flugplatzes Dübendorf und dem Kantonalen Hochbauamt vorgelegt wurden. Am 4. Juni 1931 konnte der Bauausschuss den Vorschlag über die Gestaltung des Empfangsgebäudes als zweckmässig empfehlen, und am 23. Juni lag der Plan der Werfthalle vor. Der Kostenvoranschlag umfasste total 1,5 Mio. Fr.

Am 4. Dezember 1931 fand dann die Gründung der Flugplatzgenossenschaft Zürich im Hotel Baur au Lac in Zürich statt. und mit dem Bau der Anlagen wurde unverzüglich begonnen. Das Hochbauamt des Kantons Zürich erstellte den Doppelhangar, und das Tiefbauamt übernahm die Erstellung der Zufahrtsstrasse. Pläne und Bauleitung der von der Genossenschaft zu errichtenden Hochbauten (Aufnahmegebäude, Werft, Hangar für Sportflugzeuge) lagen in den Händen der Architekten Kündig & Oetiker.

Der Ausbau ging planmässig voran. Die Übernahme der Werft durch die Swissair erfolgte am 1. März 1932. Das Stationsgebäude, wie es damals genannt wurde, und der Sportfliegerhangar wurden am 16. Juli 1932 dem Betrieb übergeben. Die Vollendung der Umgebungsarbeiten zog sich bis ins Frühjahr 1933 hin.

In der ursprünglichen Raumaufteilung waren im Erdgeschoss des Hauptgebäudes die Platzbelegung und Abfertigung der Swissair, Zoll-, Fracht- und Posträume, Flugpolizei, Flugleitung und Startdienst, Warteraum, Räume für andere Fluggesellschaften, Sanität, Toiletten und ein Kiosk vorgesehen. Im Obergeschoss die Räume der Swissair mit Buchhaltung, Korrespondenz, Kasse, Einkauf, Chefbüro und Konferenzraum, die Räume der Staatlichen Flugplatzdirektion, die Meteoräume, Toiletten und eine kleine Wohnung.

Die Swissair beförderte 1932 in 3’785 Flugstunden auf ihrem gesamten Streckennetz 11’833 Passagiere und flog mit ihren 12 Flugzeugen 670’436 Kilometer. Der Personalbestand betrug 72 Personen.

Ab 1935 standen die DC-2 mit 14 Passagierplätzen und ab 1937 die legendäre DC-3 (21 Passagierplätze) im Dienste der Swissair. Man sprach damals von Grossflugzeugen oder Flugriesen.

Das Flugplatzrestaurant war einladend konzipiert und wurde von einem renommierten Gastronom (Karl Fürst) geführt. Auf der grosszügigen Terrasse konnte man das emsige Treiben auf dem Flugplatz gut mitverfolgen. In der „Gaststube“ prangte (heute unverändert vorhanden) ein grosses Mosaik von Giuseppe Scartezzini, welches den Mittelmeerraum darstellt.

An der Konferenz vom 8. März 1939, zu denen die Flugplatzgenossenschaft alle interessierten Persönlichkeiten und Amtsstellen eingeladen hatte, wurde festgehalten, dass eine vollständige Trennung zwischen Militär- und Zivilluftverkehr unvermeidlich sei, und die Zivil-Fliegerei nach Ablauf des Vertrages zwischen der Militärverwaltung und dem Kanton Zürich von 1930, im Jahre 1943 weichen müsse. Es folgte dann ein längeres Hin und Her zwischen den Stakeholdern.

Der Entscheid über die Weiterführung des Zivilflugplatzes in Dübendorf-Wangen traf am 13. Februar 1940 in Zürich ein. Der Kanton liess daraufhin für den Ausbau des Zivilflugbetriebs Varianten ausarbeiten. Das Eidgenössische Luftamt hatte vorerst nichts einzuwenden, das Kommando der Flieger- und Flabtruppen erhob jedoch scharfe Opposition.

Trotz Kriegswirren nahm die Swissair 1942 als einzige Airline die „fahrplanmässige“ Verbindung Zürich-Stuttgart-Berlin in Betrieb. Die Auslastung hielt sich aber in Grenzen, und der Betrieb musste aus verständlichen Gründen (2. Weltkrieg) bald wieder eingestellt werden.

Am 30. Juli1945 nahm die Swissair den planmässigen Flugbetrieb Genf-Paris und Zürich-Paris wieder auf. Auch das Gebäude verzeichnete einen starken Frequenzanstieg: am 1. Juli 1946 wurde der Postverkehr wieder aufgenommen, und für die Zollanlagen wurden Umbauarbeiten im Betrage von Fr. 90′ 000.- aufgewendet.

Eine „Mischbenützung“ durch Militär- und Zivilfliegerei in Dübendorf wurde zunehmend schwieriger, da die verlangten Prioritäten und Betriebsabläufe nicht vereinbar waren. Am 8. März 1943 reichte Kantonsrat Zeller eine Interpellation mit der Frage ein, welche Vorkehrungen der Regierungsrat zur Projektierung eines Zivilflugplatzes angeordnet habe. In der Antwort des Regierungsrats Dr. P. Corrodi am 21. März 1943 hob dieser die Bedeutung des Platzes Zürich hervor und bezeichnete erstmals den Raum Kloten-Oberglatt als ideal.

In ersten Konzepten standen eine Piste von 3’000 Metern in der Hauptwindrichtung, eine Nebenpiste von 2’000 Metern und eine Blindlandepiste von 4’000 Metern Länge zur Diskussion. Die mutmasslichen Baukosten beliefen sich auf 65 Mio. Fr. Am 5. Mai 1946 stimmte das Zürcher Volk einem Kredit von 36,8 Mio. Fr. an die Erstellungskosten des Flughafens Kloten zu. Die neu gegründete Flugplatzgenossenschaft FG steuerte die weiteren finanziellen Mittel bei.

Am 14. Juni 1948 erfolgte die Aufnahme des regelmässigen Flugbetriebs in Kloten, und am 17. November1948 wurde die Zivilluftfahrt auf dem Flugplatz Wangen-Dübendorf definitiv eingestellt.

Das Gastspiel der SWISSAIR in Dübendorf hatte von 1932 bis 1948 gedauert.

Umnutzung des SWISSAIR-Aufnahmegebäudes zum UeG-Gebäude

Nach dem Übergang des Zivilflugplatzes zum Militärflugplatz in den Jahren 1948-49 erfuhr das Gebäude neue Nutzungsformen. Anbauten wurden vorgenommen und Neubauten in unmittelbarer Nähe errichtet. An der Westseite des Abfertigungsgebäudes verschwand das schützende Vordach mit der Post- und Güterumschlagsrampe. Im Hausinnern verschwand die Spindeltreppe vom Startdienst zum verglasten Übersichtshäuschen auf dem Dach.

Es gab natürlich viele zivile und militärische Interessenten für dieses Gebäude. Meine persönliche Spekulation zur Weiterverwendung stützt sich auf die Tatsache, dass der erste Kommandant UeG zum Kommandanten der Flieger- und Flabtruppen befördert worden war.

Auf jeden Fall konnten im November 1949 die Angehörigen des Ueberwachungsgeschwaders in das „verlassene“ Flughafen-Gebäude Zürich einziehen.

Das ehemalige Aufnahmegebäude musste für die neuen Benutzer umgebaut und umgestaltet werden. Die wichtigsten Änderungen waren:

– das Restaurant wurde in zwei Theoriesäle umfunktioniert

– aus der Küche entstanden Duschen und Garderobe

– der Kühlraum wurde zur Sauna umgebaut

– der Kiosk wurde zum Trophäenschrank

– zum Geografieunterricht der Piloten wurde ein Relief der Schweiz 1:200’000 aufgestellt

Das Gebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt. An den Feierlichkeiten zum Jubiläum 50 Jahre UeG wurde auf der Flugplatzseite ein Gedenkstein für alle verunglückten Fliegerkameraden enthüllt. Seit März 1996 steht eines der legendären HUNTER-Flugzeuge auf einem Sockel daneben.

Nach dem Umzug der F/A-18 Staffel 11 nach Meiringen, bezog das Lufttransport-Geschwader 3 (Helikopter) des Berufsfliegerkorps (BFK) im ehrenwerten Gebäude seine neue Homebase.

Neben dem täglich stattfindenden Flugbetrieb mit Helikoptern (Super Puma, Cougar, EC635) sind in Dübendorf verschiedene Flächenflugzeuge – unter anderem Maschinen des Lufttransportdienstes des Bundes (LTDB), sowie die Spezialflugzeuge für Vermessungsflüge der „swisstopo“ – stationiert. Zudem operieren die Piloten des Berufsfliegerkorps die Propellerflugzeuge Pilatus Porter PC-6 (Training und Ausbildung von Fallschirmaufklärern), PC-7 (Grundschulflugzeuge) und PC-9 (Zieldarstellung Fliegerabwehr sowie Luftkampf).

Die Piloten von Dübendorf stellen im Wechsel mit zwei weiteren Militärflugplätzen den Such- und Rettungsdienst (Search and Rescue / SAR) der Schweizer Luftwaffe sicher. Der speziell ausgerüstete SAR-Helikopter ist rund um die Uhr während 365 Tagen im Jahr für Such- und Rettungsaufträge einsatzbereit.

Das Ueberwachungsgeschwader (UeG)

Auf Anordnung von General Guisan wurde das Überwachungsgeschwader «UeG» am 4. April 1941 aufgestellt. Das UeG war die einzige permanent im Einsatz stehende Kampftruppe der Schweizer Armee. Die drei Fliegerstaffeln von 1941 waren zusammengesetzt aus 30 Piloten und 10 Beobachtern. Die Piloten und Beobachter waren bis November 1949 im alten Offizierskasino an der Bettlistrasse „einquartiert“.

Höhepunkt der fliegerischen Tätigkeiten auf dem Flugplatz Dübendorf

Der Höhepunkt der Aktivitäten wurde gemäss der Bewegungsstatistik im Jahr 1985 mit insgesamt 46’484 Flugbewegungen erzielt, wovon 31’174 Jetflugbewegungen sich auf Mirages, Tigers, Hunters und Vampires verteilten.

Text: Ruedi Wicki

Das Gebäude des Berufsfliegerkorps heute