-06.06.2023- 

Im Mai dieses Jahres fliegt (flog) die Patrouille Suisse eine Demonstration im französischen Salon-de Provence. Eigentlich nichts Aussergewöhnliches, hätte nicht 1978 – also vor 45 Jahren – der allererste Auslandeinsatz der PS nach eben diesem Salon-de-Provence geführt.

Der Autor war dabei und schildert seine damaligen Eindrücke, die zum grossen Teil bereits 1978 aufgezeichnet wurden.

1978 – Erster Auslandeinsatz der Patrouille Suisse in Salon de Provence Frankreich

 Nach langen zähen Bemühungen erhielt die Patrouille Suisse die Bewilligung für ihren ersten Einsatz im Ausland, anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Patrouille de France am 8./.9. Juli 1978 in Salon de Provence. Zu diesem Jubiläum waren die meisten der damals bekannten militärischen Demo Teams aus Europa angereist.

Die 6 HUNTER der Patrouille Suisse – damals gab es noch kein Reserveflugzeug – flogen bereits am Freitag von Payerne nach Salon de Provence.

Die Delegationsleitung mit den Reservepiloten verschob mit einer TWIN BONANZA nach Salon, die Mechaniker mit dem Material kamen mit Lastwagen und Auto auf der Strasse.

Die 6 Patrouille Suisse HUNTER sind nach dem Überflug aus der Schweiz in der Provence angekommen

Dieser erstmalige Auslandeinsatz hatte eine regelrechte Invasion von schweizerischen Supportern zur Folge. Zahlreiche Mitarbeiter der Luftwaffe reisten mit Familie per Privatflugzeug, Auto oder Car in die Provence, einige verbrachten gar ihre Sommerferien in der Region, um das Ereignis nicht zu verpassen.

Unsere Gruppe gelangte mit zwei Privatflugzeugen ab Bern-Belp nach Avignon, von dort per VW-Bus nach Salon de Provence. Eine CESSSNA CARDINAL wurde durch Major Ramseyer geflogen, eine PIPER CHEROKEE durch Hptm Antonietti. Jeder hatte drei Passagiere geladen. Die Landungen in Avignon gegen den äusserst starken Mistral Wind sind in bleibender Erinnerung.

Die Suche nach dem vorbestellten Fahrzeug benötigte dann einige Telefonate, damals noch ohne Handy! Per Taxi ging es ins Stadtzentrum, wo das Fahrzeug auch gefunden wurde. Die Fahrt zum Flugplatz Salon war dann ein kurzes Stück. Dank vorheriger Organisation aus Bern hatte unsere Gruppe einen französischen Offizier als Begleiter zur Verfügung, ausserdem die notwendigen Ausweise, die uns ungehinderten Zugang zur Flightline ermöglichten.

Erster Eindruck in Salon – das imposante Schulgebäude der französischen Armée de l’Air

Blick auf den Tarmac in Salon, im Hintergrund die TWIN BONANZA

Das Flugprogramm gestaltete sich sehr abwechslungsreich, neben den Kunstflugteams gab es auch Einzelvorführungen von zahlreichen MIRAGE Varianten, bis hin zum damals brandneuen F-15 der USAF.

Höhepunkt der Veranstaltung bildete sicher der gemeinsame Überflug aller beteiligten Demo Teams. Für uns Schweizer damals ein einmaliges Erlebnis – die Patrouille Suisse gemeinsam am Himmel mit den ausländischen Teams. Die Patrouille Suisse legte damit den Grundstein für alle künftigen Auslandeinsätze während der nächsten Jahrzehnte.

Damals noch alltäglich – NORATLAS der Armée de l’Air

Patrouille de France noch auf FOUGA MAGISTER

Der erste ALPHA JET der Armée de l’Air, dies sollte ja bekanntlich dann auch der Nachfolger des MAGISTER bei der Patrouille de France werden

Damals eine echte Neuheit, F-15A EAGLE der US Air Force, stationiert im deutschen Bitburg

 

MIRAGE F.1 und HUNTER in der Provence

Frecce Tricolori aus Italien mit G-91

 

Die Patrouille Suisse in präziser Formation

 

Folgende Piloten flogen damals in der Patrouille Suisse:

1 Hptm Beck, Hptm Hochuli

2 Lt Sturzenegger

3 Lt am Rhyn

4 Lt Grimm

5 Oblt Gygax, Hptm Böhm

6 Hptm Morgenthaler

Am späten Sonntagnachmittag hiess es nach Avignon zurückzufahren und den Heimflug in Richtung Schweiz in Angriff zu nehmen. Das schöne südfranzösische Wetter reichte leider nicht ganz bis nach Hause. Bereits im Raum Genfersee wurde es langsam grau und regnerisch. Die Landung in Bern Belp erfolgte bei regnerischem Wetter unter IFR-Bedingungen („I follow the roads“). Die Hochhäuser in Bümpliz waren mehr oder weniger auf Augenhöhe im Dunst erkennbar. Eine Herausforderung, welche die beiden geübten Militärpiloten jedoch ohne Probleme meisterten.

Ein erstmaliges Ereignis für alle Beteiligten, Luftwaffenmitarbeiter und Angehörige, fand einen großartigen Abschluss.

Text: René Zürcher  Fotos: René Zürcher,

Anmerkungen zum Autor:

Der Autor René Zürcher mit Jahrgang 1944 ist in Zürich und Bern aufgewachsen. Der Virus Fliegerei wurde bereits früh infiziert, betrieb doch sein Vater ab 1953 ein Geschäft auf dem Flughafen Kloten. Nach einigen Jahren Tätigkeit als Programmierer/Systemanalytiker auf Grossrechnern erfolgte 1973 der Eintritt in den Nachrichtendienst der damaligen Flieger- und Flabtruppen. Diese 35-jährige Tätigkeit verbunden mit zahlreichen weltweiten Reisen formten den Autor zu einem anerkannten Spezialisten der internationalen Militärluftfahrt. Parallel dazu erfolgte eine militärische Karriere als Nachrichtenoffizier in der Flugwaffe, auch hier verbunden mit Reisen ins Ausland. Er war zudem bei sämtlichen schweizerischen Flugzeug-Evaluationen der letzten Jahrzehnte in irgendeiner Form beteiligt. Dies Alles führte zu einer umfangreichen Dokumenten- und Bildersammlung – die Kamera war immer dabei. Seit der Pensionierung 2008 ist Zeit für eine journalistische Tätigkeit im Bereich Aviatik vorhanden.

Ein Buch für Geschichtsinteressierte und Freunde der Schweizer Luftwaffe:

René Zürcher – Schweizer Luftwaffe – Evaluieren-Erproben-Entscheiden

Die Geschichte der Flugzeugbeschaffungen in der Schweiz seit 1946 – rund 100 Flugzeuge und Helikopter – rund 300 Schwarzweiß und Farbbilder zum größten Teil noch nie veröffentlicht – detaillierte Liste aller Evaluation und Erprobungen – detaillierte Liste aller beschafften Flugzeuge und Helikopter in dieser Zeitspanne – 200 Seiten, A4, Soft-cover Buch, ISBN 978-3-907041-78-9

CHF 49.-   inkl. Porto und Verpackung

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