-25.04.2024-

Geschichte

Am „Reichssportflughafen“ Rangsdorf bei Berlin baute der frühere Marineflieger (WW 1) Carl Clemens Bücker – der während 4 Jahren in Schweden Flugzeuge herstellte (Folge des Versailler Vertrages) – ab 1935 in seinen vormals in Berlin-Johannistal beheimateten Flugzeugwerken Kunst- und Schulflugzeuge, ab Kriegsbeginn dann auch Militärflugzeuge.

Prominenter Sport-Pilot und Stammgast in Rangsdorf war Heinz Rühmann (Film „Quax der Bruchpilot“), ebenso wie die berühmte Langstreckenfliegerin Elly Beinhorn (Ehefrau des Rennfahrers Bernd Rosemeyer) und die Kunstfliegerin Liesel Bach. Ausserdem startete von hier Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg – mit einer Bombe im Gepäck – 1944 zu seinem Attentatsversuch auf Hitler, bekannt unter dem Namen „Operation Walküre“. Nach dem Krieg wurde der Flugplatz von der sowjetischen Luftwaffe bis zu deren Abzug 1994 genutzt.

Flughafen Rangsdorf, im Bauhaus-Stil erbaut (heute leider zur Ruine zerfallen)

Liesel Bach

Elly Beinhorn und ihr Mann, Rennfahrer Bernd Rosemeyer

Heinz Rühmann im Film: “Quax der Bruchpilot”

Konstrukteur der Bü 131 Jungmann war der Schwede Andres J. Andersson, das Flugzeug hob im April 1934 zum Erstflug ab. Der Doppeldecker wurde von einem 80 PS Hirth HM 60R 4-Zylinder Reihenmotor angetrieben und entwickelt sich in der Folge zum Exportschlager, flog in Deutschland, Finnland, Japan, Kroatien, Niederlande, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Südafrika, Tschechoslowakei und Ungarn. Umfangreiche Lizenzproduktionen erfolgten in mehreren Ländern, zahlenmässig am grössten in Japan, wo 1037 Maschinen hergestellt wurden.

Anfang 1936 suchte die Schweiz ein für die Anfängerschulung geeignetes Flugzeug und fand es in der Bücker 131B Jungmann. 6 Maschinen wurden in Deutschland gekauft, 78 in der Schweiz in Lizenz bei Doflug (Dornier) Altenrhein gebaut. 10 Flugzeuge wurden von Schweizer Aero-Clubs requiriert.

Das legendäre Schulflugzeug bewährte sich ausgezeichnet und verblieb über 30 Jahre im Schulbetrieb. Aufgrund fehlender Blindflug- und Funkausrüstungen musste 1971 die gesamte Flotte stillgelegt werden. Die noch vorhandenen Flugzeuge wurden 1972 an den Aero-Club der Schweiz übergeben.

Resultat des globalen Lizenzbaus, die weltweite Produktion umfasste über 5000 Flugzeuge. Auch wurden aus Deutschland die Flugzeuge in 23 Länder exportiert.

Seit Mitte der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts existiert eine Neuproduktion der Bü 131 in Polen:

Fa. Air Res Aviation in Rszeszow. https://air-res.com/en/home-en/

Bü 131 und 133, die Bü 133 Jungmeister (im Vordergrund) galt lange als bestes Akrobatik-Flugzeug der Welt und dominierte die Kunstflug-Wettbewerbs-Szene.

Bücker – Werbung in Deutschland in den Dreissigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, die Schweiz mit dabei als Aushängeschild

Bücker in der Schweiz

Die Flugzeuge waren alle in einem gelben Standardanstrich lackiert, mit geschwungenen und über den Kühler gezogenen schwarzen, an den Rumpfseiten auslaufenden Streifen. Auf den Flügelober- und Unterseiten sowie auf dem Seitenruder war das Schweizer Kreuz aufgemalt.

Die Flugzeuge trugen die Kennungen A-1 bis A-94 auf den hinteren Rumpfseiten.

Von der einsitzigen Version Bü 133C Jungmeister, die etwas kleiner und deutlich stärker motorisiert war als die Bü 131 Jungmann (Sternmotor Siemens-Halske Sh 14 A-4 mit 160 PS), wurden 52 Maschinen beschafft (wiederum vorwiegend aus Lizenzproduktion der Doflug Altenrhein). Aufgrund ihrer Agilität und Wendigkeit eignete sie sich besonders für das Luftkampftraining.

Bü 133

Im späteren zivilen Betrieb der Bü 131 wurden im Laufe der Zeit die störanfällig gewordenen Hirth-Motoren kontinuierlich ersetzt, in der Regel durch das amerikanische Triebwerk Lycoming  IO-320-E2A mit 150, bzw. 180 PS der Firma Textron (früher Cord). Die umgerüsteten Flugzeuge erhielten die Bezeichnung Bü 131 APM Jungmann (APM aufgrund der für den Umbau zuständigen Firma „Ateliers de Précision MORAND“).

Einige Flugzeuge fliegen auch noch – oder wieder – mit dem originalen Motor Hirth HM 504 A-2.

Technische Daten:

Bauart: Doppeldecker, 1½stielig, verspannt, Stahlrohrrumpf, Holztragflächen,

Stoffbespannungen

Abmessungen: Spannweite: 7,40 m; Länge: 6,62 m; Höhe: 2,37 m;

Bezugsfläche: 13,50 m2

Gewichte: Rüstgewicht: 400 kg; Zuladung: 270 kg; max. Abfluggewicht: 670 kg

Triebwerk: Modell: Hirth HM 504 A-2 (107 kg)

Entwicklungsfirma: Ing. Hellmuth Hirth, Stuttgart-Feuerbach, D

Hersteller: Hirth-Flugmotorenwerk, Stuttgart-Zuffenhausen, D

Typ: luftgekühlter 4-Takt-Motor, 4 Einzelzylinder, hängend in Reihe

angeordnet, mechanischer Höhenkorrektor;

Nennleistung 112 PS bei 2530 U/min

Propeller: 2-Blatt, Schichtholz, Typ «Schwarz», Hirthnabe, D = 2,00 m;

S = 1,65 m

Ausrüstungen: Fallschirm, Doppelsteuer, Radbremsen. Die Flugzeuge A-87 und

A-88 wurden 1943 für die Blindflugschulung ausgerüstet. Der A-43

erhielt 1950 versuchsweise einen Autopiloten mit Fernsteuerung.

Fünf Flugzeuge wurden mit Schleppvorrichtungen für Segelflugzeug-Schlepp versehen.

Bewaffnung: Flugleistungen: Ve max. horizontal: 173 km/max. Steigleistung: 3,8 m/s

Dienstgipfelhöhe: 3500 m.ü.M. Flugdauer: 3 Std., Reichweite: 400km

Bücker-Museum

Seit 1983 restauriert Albert Zeller in Teufen (AR) mit seiner Frau Elisabeth und seinem Team in ihrer eigenen Firma Appair AG die legendären Bücker-Doppeldecker originalgetreu und mit dem Ziel, sie in flugfähigem Zustand zu erhalten. Am 2./3. Juli 2021 wurde das Bücker-Museum in Teufen (Alte Speicherstrasse) offiziell eröffnet.

Zu diesem Zeitpunkt waren sechs Bü 131 Jungmann, vier Bü 133 Jungmeister und ein Bü 181 Bestmann (A-256) ausgestellt. Ausserdem fand eine Dewoitine D-26 (U-288) einen Platz in diesem Museum. Es ist die wohl weltweit bedeutendste Sammlung an Bücker-Flugzeugen. Nebst ehemaligen Maschinen der Schweizer Luftwaffe werden auch solche aus USA, England sowie Deutschland wieder in die Heimat zurückgebracht. Es ist als Partner-Museum vom «Flieger Flab Museum» Dübendorf anerkannt.

https://bucker-museum.ch/

Letztes Internationales Bücker Fly-In in Rangsdorf 2023

Text: Dr. Theodor Huber 

 Quellen:

Schweizerische Luftwaffe, ausgemusterte Mittel

Erwin König: Die Bücker-Flugzeuge

Förderverein Bückermuseum Rangsdorf e.V.

Military Airfield Directory Deutschland

Flugplatz Rangsdorf veikkos-archiv

exploring-history.de

Die Bücker-Flugzeuge in der Schweiz: Hans Prisi

Internet

Bilder und Video: 

www.buc-36.de

Archiv Flieger- und Flabmuseum

Internet

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