Dübendorf, 17. August 2018.
Nach einer freiwilligen Pause hat die JU-AIR am Freitag mit einem Flug nach Deutschland ihren Flugbetrieb wieder aufgenommen. Sie hat sämtliche Auflagen des Bundesamts für Zivilluftfahrt erfüllt und selber zusätzliche Massnahmen durchgeführt, um den sicheren Flugbetrieb zu garantieren. Zum Andenken an die verunglückten 20 Menschen trugen die bereitstehenden Flugzeuge einen Trauerflor.
«Am 4. August hat für die JU-AIR eine neue Zeitrechnung begonnen», so eröffnete CEO Kurt Waldmeier nach einer Schweigeminute die Medienkonferenz. «Wenn wir ab heute auf die Geschichte der JU-AIR zurückblicken, dann werden wir immer an die 17 Passagiere und an unsere drei Crewmitglieder denken, die wir auf so tragische Weise verloren haben.»
Die JU-AIR habe die Zeit der Flugbetriebsunterbrechung genutzt, um sich intensiv um ihre Mannschaft und die beiden verbliebenen Flugzeuge zu kümmern. «Seit dem Unfall rede ich sehr viel mit unserem Team. Ich weiss deshalb sicher, dass unsere Fachleute in der Technik und in den Flugzeugen bereit sind. Unsere JU-52 sind sicher und unser Flugbetrieb ist es auch.»
Auch mit Angehörigen der verunfallten Crew und der Passagiere führte Waldmeier viele Gespräche. Angehörige hätten den freiwilligen Betriebsunterbruch gelobt, sagte Waldmeier. Nicht zuletzt aus ihren Kreisen sei die JU-AIR auch ermuntert worden, wieder zu fliegen.
«Fit to Fly»
Am Donnerstag hatte das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL eine Reihe von Massnahmen publiziert, die zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs umgesetzt werden mussten. «Wir haben alles umgesetzt – schliesslich hatten wir das Meiste sogar selber vorgeschlagen», sagte Chefpilot Andreas Pfisterer dazu. «Solange man nicht weiss, was zum Unfall unseres Flugzeuges geführt hat, ist es gut, an den geeigneten Stellen eine zusätzliche Sicherheitsmarge einzufügen».
JU-AIR Technikchef Andreas Züblin erläuterte die intensive Wartung der fast 80 Jahre alten Flugzeuge. «Wir prüfen in genau festgelegten Zyklen alle wichtigen Teile des Flugzeuges und haben in den vergangenen Tagen zusätzliche Kontrollen durchgeführt. Dabei sind keine Besonderheiten zutage getreten. Unsere beiden JU-52 sind ohne Einschränkung „fit to fly“.»
«Historische, ehemalige Militärflugzeuge stellen beim langfristigen Unterhalt besondere Anforderungen», erläuterte JU-AIR-Ingenieur Tobias Koch. Zusammen mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt, der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und anderen Betreibern von militärischen Oldtimern treibt die JU-AIR deshalb das Forschungsprogramm «Ageing Aircraft» (alternde Flugzeuge) voran. Ziel des Projekts ist es, langfristige Instandhaltungsprogramme für diese speziellen Maschinen zu entwickeln. Die Technik der JU-AIR geniesst in diesem Gebiet international ein sehr hohes Ansehen.
Flugzeuge mit Trauerflor
Die Trauer um die 20 Opfer des Unfalls ist in Dübendorf am ersten Flugtag spür- und sichtbar. Die beiden Flugzeuge tragen einen Trauerflor. Am Donnerstag Abend hatten rund 140 Angehörige der verunfallten Crew und Freiwillige aus dem Corps der JU-AIR an einer Gedenkfeier für die Opfer des Flugzeugabsturzes teilgenommen.
Um 16 Uhr wird eine Maschine Richtung Bensheim (D) abheben. Sie wird von Chefpilot Andreas Pfisterer und dem deutschen Kapitän Uwe Schmuck geflogen. Der für 18.30 Uhr geplante, einstündige Rundflug musste wegen vorhergesagten Gewitter abgesagt werden.