Das Flugzeug De Havilland DH-112 VENOM ist (offensichtlich) eine Weiterentwicklung des ersten in Grossserie produzierten englischen Düsenflugzeugs Vampire DH-100.

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft beschloss am 12. April 1951 die Beschaffung von 150 Kampfflugzeugen De Havilland DH-112, inklusive Ersatzteilen und Zubehör, im Gesamtbetrag von 175 Millionen Franken. Ein Schweizer Firmenkonsortium bestehend aus Doflug Altenrhein (FFA), den Pilatus Flugzeugwerken und dem Flugzeugwerk (F+W) Emmen, fabrizierten 150 Venoms. Die zugehörigen Triebwerke stellten die Gebrüder Sulzer (Lizenz) in Winterthur her.

Konstruktion

Um die Konstruktion zu vereinfachen, stützte sich die Auslegung des Venom im Wesentlichen auf die des Vampires. Die Tragflächen wurden jedoch neu entwickelt; sie waren etwas dünner, erhielten eine Vorderkantenpfeilung von 17° und eine gerade Hinterkante. Die Tragfläche wurde so verstärkt, dass das Mitführen von abwerfbaren 350 Liter Flügel-Endtanks (Flents) möglich wurde. Kleine Vorflügel neben den Flents verbesserten die Langsamflugeigenschaften geringfügig.

Der Erstflug des Venoms fand am 2. September 1948 in Hatfield GB statt. Die Erprobung durch Schweizerpiloten erfolgte 1949 und 1950 in England und in der Schweiz. Im Lizenzvertrag war das Radialtriebwerk Ghost-48 eingeschlossen. Es wurde von der Gebrüder Sulzer AG als Kopfwerk produziert und vom 30. Serienflugzeug an in die Flugzeuge eingebaut. Das Flugzeug Venom war als erstes Kampfflugzeug der schweizerischen Fliegertruppen mit einem Schleudersitz (Martin Baker Mk.2)  für die Rettung des Piloten ausgerüstet.

Im Februar 1954 bewilligte das Parlament den Lizenzbau von weiteren 100 Flugzeugen DH-112 Mark 4 Venom. Dieser Mk.4 verfügte über eine Servosteuerung an den Querrudern. Für die Piloten war es ein grosser Unterschied, mit Mk.1 oder Mk.4 zu fliegen. Der Mk.1 war ohne Servo-Unterstützung ein „Zweihänder“, im Gegensatz zum Mk.4 mit Servosteuerung. Total 226 Flugzeuge DH-112 Mk.1 und Mk.4 standen von 1954 bis 1983 als Erdkampfflugzeuge im Truppeneinsatz. 24 Flugzeuge DH-112 Mk.1R wurden von 1954 bis 1968 als Aufklärer durch die Fliegerstaffel 10 eingesetzt. Anstelle der Bomben oder Raketen wurden unter den Flügeln Behälter mit Fotokameras mitgeführt.

Ein spezielles Merkmal des Venoms war der mit Schiesspulver (Kordit) angetriebene Triebwerk-Starter. Auffällig war auch die in den 70-er Jahren konstruierte neue Bugnase, in der ein neues UHF-Funkgerät, ein Lastabwurfrechner (LAR) und ein Gerät zur Freund-Feind-Erkennung (IFF) eingebaut wurden. Zum möglichen Waffenarsenal gehörten auch Feuerbomben (Napalm). Der Venom verfügte schon damals (1953 !) über ein Antiblockiersystem (ABS) an den Radbremsen.

Von 1953 bis 1983 verloren wir total 52 Flugzeuge durch Abstürze oder sonstige Unfälle. 1983 wurden die Venoms ausgemustert.

Landungen / Starts auf Autobahnen

Das Teilstück der N1 bei Oensingen wurde am 16. September 1970 von 12 bis 15 Uhr zweckentfremdet. Eine militärische Übung, die charakteristisch war für den Kalten Krieg. Total 12 Flugzeuge landeten auf diesem Autobahn-Teilstück, wuden von den Bodentruppen betankt und aufmunitioniert. Eine Stunde später erfolgte der reibungslose Start, und der Spuk war vorbei. Die Geheimhaltung im Vorfeld war dementsprechend gross. Alle unnötigen Bekanntmachungen waren zu vermeiden – selbst das Datum sollte möglichst geheim gehalten werden. Doch so ein Anlass liess sich schon damals nicht verheimlichen. Viele ZuschauerInnen wohnten dem faszinierenden Spektakel bei, und die Medien berichteten darüber.

Technische Daten DH-112 Venom

Triebwerk: De Havilland Ghost 48
Maximaler Schub: 2’220 kp
Gewicht ohne Aussenlasten: 5’530 kg
Maximales Abfluggewicht: 6’995 kg
Länge: 10.0 m
Höhe: 1.88 m
Spannweite: 12.7 m
Flächenbelastung: 226 kg/m2
Maximale Geschwindigkeit: 940 km/h
Maximale Einsatzhöhe: 12’000 m.ü.M.
Bewaffnung: 4 Kanonen 20mm Hispano Suiza HS-804, 8 Raketen 8cm Oerlikon Spreng- oder Hohlpanzergranaten, 2 Aufhängestationen 400 kg für verschiedene Bomben

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Der DH-112 können sie bei uns im Museum in der Halle 2 bestaunen

Text: Rudolf Wicki /Fotos: © VBS und Archiv MHMLW