Der Begriff „Réduit“ bezeichnet die Zentralraumstellung der Armee von Juli 1940 bis Herbst 1944, die sich angesichts der Einschliessung der Schweiz durch die Achsenmächte auf die militärische Verteidigung des schweizerischen Alpenraums konzentrierte.

Das Réduit war der wichtigste Teil des mit dem Operationsbefehl Nr. 13 (Réduitbefehl) vom 14. Mai 1941 abgeschlossenen neuen Verteidigungsdispositivs, das auf dem Prinzip der Abschreckung (Dissuasionsstrategie) beruhte. Die Staffelung der Verteidigung in der Tiefe mit den Grenztruppen, den vorgeschobenen mobilen Truppen im Mittelland und der stark befestigten Zentralraumstellung in den Alpen sollte zusammen mit der vorgesehenen Zerstörung der wichtigen Nord-Südverbindungen und der Aussicht auf einen langwierigen, verlustreichen Kampf im schwer zugänglichen Gebirge für den Angreifer eine abschreckende Wirkung haben. Das Alpen-Réduit stützte sich auf drei Pfeiler: Die Festungen von St-Maurice, Sargans und dem Gotthard, der zur Zitadelle der Alpen ausgebaut wurde.

Schutzbauten und Kavernen der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen

General Guisan erteilte im Jahre 1943 dem Kommandanten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen den Auftrag: „Sämtliche Flugplätze im Zentralraum sind unverzüglich so auszubauen, dass sie bei jeder Witterung voll verwendungsfähig sind“, und weiter: „Gleichzeitig hat auf allen Réduit-Flugplätzen der Bau sämtlicher Schutzanlagen für die Unterbringung von Material und Personal zu erfolgen“. Das Armeekommando ordnete an, die Kriegsflugplätze allwettertauglich zu machen und dadurch Flugzeuge und Personal besser zu schützen. Zu diesem Zweck wurden unter anderem 18 Hartbelagpisten mit einer Länge von 900 Metern, 152 Betonunterstände U-43 und sieben kleine Retablierungsstollen gebaut. In den 50-er Jahren wurden im Alpenraum sechs Flugplätze mit Flugzeug- und Kommando-Kavernen gebaut.

Die Website der Armasuisse www.ar.admin.ch gibt unter der Rubrik Immobilien / Historische Militärbauten Auskunft über die Infrastrukturanlagen der Luftwaffe.

Gotthardfestung „SASSO DA PIGNA“

Das Artilleriewerk „Sasso da Pigna“ wurde zwischen 1941 und 1945 gebaut. Im Herbst 1944 waren alle vier Bunkerkanonen, sowie der gesamte Fortabschnitt mit den Kampfstellungen einsatzbereit. Die fertiggestellte Festung wurde schliesslich im Dezember 1945 übergeben. Von da an blieb sie bis 1998 in beinahe unverändertem Zustand einsatzbereit.

Die Unterkünfte der Festung boten für ca. 420 Mann Platz. Die Anlage verteilt sich auf zwei Ebenen, welche mit dem Schrägaufzug, der „Metro del Sasso“, überwunden werden konnten.

2001 wurde die Festung aus der Geheimhaltung entlassen. Von den 73 Artilleriewerken, die in der Schweiz gebaut wurden, wählte das Eidgenössische Militärdepartement Mitte der neunziger Jahre acht Anlagen aus, die als Denkmäler von nationaler Bedeutung erhalten werden sollen. Zu ihnen zählte auch derjenige Anlageteil von „Sasso da Pigna“, den man heute als historische Festung besichtigen kann. Man hat den Eindruck, die Festung wäre eben erst verlassen worden. Von den Mannschaftsräumen, den technischen Errungenschaften der damaligen Zeit, bis hin zu den original Geschützen – alles wurde erhalten und kann besichtigt werden!

Dimension:                8’000m2 / Stollen von rund 2,5 km Länge

Bauzeit:                      1. Phase: 1941-1943 (Stollenbau und mit 10.5 cm Kanonen bestückt)

Bauzeit:                      2. Phase: 1943 -1945 (Erweiterung und Einbau von 15 cm Kanonen)

In Betrieb:                  bis 1998 – Geheimhaltung wurde 2001 aufgehoben

Besichtigung:             von Ende Mai bis Mitte Oktober. Studium der homepage lohnt sich.

https://www.sasso-sangottardo.ch

Text: Ruedi Wicki / Fotos: Archiv Festung Gotthard, Archiv MHMLW