Pilatus P2-06 – Ein Mehrzweck-Schulflugzeug
In der Halle II des Fliegermuseums hängt, etwas unauffällig, ein Flugzeug P-06, es ist mit A-134 immatrikuliert.
Die Firma Pilatus-Flugzeugwerke AG entwickelte 1945 auf eigene Initiative und Verantwortung das Flugzeug Pilatus P2-01. Es sollte ein leistungsfähiges Schulflugzeug werden: Besatzung: Ein Pilot und ein Passagier. Bereits im Sommer 1945 wurde der Prototyp der Militärkommission vorgeführt. Es folgten Truppenerprobungen auf breiter Basis, diese zeigten positive Ergebnisse. Nach einigen technischen Ergänzungen wurde das Flugzeug serienreif erklärt. Der Prototyp war anfänglich mit HB-GAB, später A-101 und ab 1968 mit U-101 immatrikuliert.1947 beschaffte die Flugwaffe sodann 26 P2-05, immatrikuliert mit A-103 bis A-128, (ab 1965 U-103 bis U-128). Mit dem Prototyp (unter HB-GAB), sammelten die Pilatus-Flugzeugwerke wertvolle Erfahrungen für die nachfolgende Konstruktion des PC-6 Porter.
Als Schulungs-Verbindungs- und Trainingsflugzeuge im Einsatz.
Die Grundausbildung der Militär-Piloten erfolgte ab 1935 auf Bücker-Flugzeugen, die weitergehende Ausbildung jedoch, ab 1945, mit Pilatus P2-05. Die Flugwaffe forderte dann bald auch ein bewaffnetes Übungsflugzeug. Es wurden in der Folge 26 Einheiten vom Typ Pilatus P2-06 beschafft, diese wurden mit U-103 bis U-128, (ab 1962 U-132 bis U-157) immatrikuliert.
Die Pilatus P2-Flugzeuge wurden vielseitig eingesetzt.
Nebst für fliegerische Ausbildung gelangte der P2 zum Einsatz als Übungs- und Verbindungsflugzeug und diente der Blindflugschulung. Die Waffenausrüstung ermöglichte auch Schiesseinsätze (nur P2-06) mit eingebauten Flieger-Mg.; Schussbahn durch die Propellerebene; die Schussauslösung war mit der Motordrehzahl synchronisiert; auch Übungsbomben konnten abgeworfen werden. Fliegerisch war das Flugzeug recht anspruchsvoll, es wurde aber dank der Vielseitigkeit von den Piloten sehr geschätzt.
Technische Daten/Bauart:
Der freitragende Tiefdecker hatte einen Leichtmetallrumpf. Die Tragflächen (11,10 m Spannweite) sowie Ruderteile waren aus Holz, stoffbespannt. Der 4-Takt 12 Zylindermotor, mit Nennleistung 465 PS, stammt aus Prag CS, Lizenzbau der Firma Walter-Motorenbau. Entwickelt wurde er von der Motorengesellschaft Berlin. Die Ausrüstung des Flugzeuges war reichhaltig: Doppelsteuer, Einziehfahrwerk, Radbremsen Funk- und Sauerstoffanlage. Blind- und Nachtflugausrüstung; Bewaffnung etc. Eine Anzahl zellenseitige Teile stammen aus den liquidierten Messerschmitt Me-109. Interessant war die der jeweiligen Fluggeschwindigkeit angepasste automatischen Propellerverstellung. Diese erfolgte mittels einem, dem Hauptpropeller vorgebauten, kleinen Metallpropeller. Der Propeller bestand aus Pressholz.
Pilatus P2-03, ein weiterer Prototyp.
Zwischenzeitlich entwickelte die Firma Pilatus-Flugzeugwerke AG einen weiteren Prototyp. Dieser wurde mit einem Motor vom Typ Hispano-Suizza HS-57 ausgerüstet und war von 1945 bis 1957 mit der Immatrikulation A-102 im Einsatz. Der Motor wurde von Ing. M. Marc Birkigt, Genf CH. und Barcelona E, entwickelt. Hersteller war die Schweiz. Lokomotiv- und Maschinenfabrik, Winterthur. Dieses Flugzeug wurde bei einer Notlandung stark beschädigt und fluguntauglich, es wurde deshalb auf eine Wiederinstandstellung verzichtet.
Der Unterhalt der P-2-Flugzeuge war allgemein unkompliziert.
Ein ehemaliger Hallenchef und Mechaniker berichtet: Trotz der reichhaltigen Ausrüstung und den recht vielseitigen Funktionsmöglichkeiten waren die Unterhaltsarbeiten an den P-2 anspruchslos, heikel waren einzig die Einstellungsarbeiten an den Fahrwerken. Der periodische Unterhalt erfolgte durch verschiedene BAMF-Stellen und Farner Grenchen AG. Technisch hauptverantwortliche Stelle (Fachstelle) war der BAMF-Betrieb Lodrino. Die Firma Pilats Flugzeugwerke AG als Hersteller bearbeitete in Zusammenarbeit mit dem BAMF den Technischen Änderungsdienst.
Die P-2 waren bis anfangs der achtziger Jahre (1981) im Einsatz. Einige Flugzeuge blieben zu Museumszwecken erhalten. Die Verschrottung erfolgte durch den BAMF-Betrieb Dübendorf. Vom zu entsorgenden Abbruchmaterial, wurden die Tragflächen, welche aus Holz bestanden, der Kehrichtverwertungsanlage Zürich-Schwamendingen zur Verbrennung übergeben.
Text: Felix Zbinden / Bilder: Archiv MHMLW