– 06.2019 –

Das Flugzeug kam vermutlich von den Angriffen auf Süddeutschland von Norden über die Schweizergrenze. Nachdem die Besatzung das Flugzeug mit Fallschirmen verlassen hatte, stürzte es brennend ab. Die noch vorhandenen Trümmer wurden dem Altmaterial zugeführt. Grössere Trümmerteile wurden an Ort und Stelle vergraben.

So oder ähnlich lautete es während des 2. Weltkrieges in den Abschlussberichten des Schweizerischen Militärs, wenn ein US Bomber in den Bergen abgestürzt war.

In den Graubündner Bergen, an der Nord- Südachse, steht seit 1940 das Artilleriewerk Crestawald. Seit 2001 betreibt ein Verein das stillgelegte Werk als Museum. Zum 10 jährigen Bestehen des Vereins wurde die Sonderausstellung „US Bomber über Graubünden“ tief im Berg in den Räumen des Artilleriewerk eingerichtet.

Die Ausstellung besteht durchwegs aus originalen Fundstücken, die von privaten Sammlern zum Teil über Jahrzehnte, nicht zuletzt durch viel Schweissvergiessen, zusammengetragen wurden.

11 Flugzeugschicksale und 13 Bombenabwürfe, die in der Region stattgefunden haben, werden auf grossen Infotafeln mit Text und Bildern erklärt.

Die meisten Exponate werden in den ehemaligen Munitionsnischen präsentiert. Ein grösseres Ausstellungsstück, der untere Kugelturm einer B-17G Flying Fortress, empfängt den Besucher gleich beim Eingang. In der Festung bestätigen zwei 9 Zylinder Wright Cyclon Sternmotoren, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Den Kernpunkt bildet das Cockpit der Boeing B-17G-20 BO, 42-31552 „MY BUDDY“. Der Aufbau dieser Cockpitsektion wurde durch das jahrzehntelange, gezielte Suchen von grösseren und kleineren Blechteilen ermöglicht.

Für manch‘ einen Besucher mögen die Flugzeugteile einfach nur alte verbogene Blechteile sein, die eine unglückliche Zeit repräsentieren. Demjenigen aber, der sich etwas mehr Zeit nimmt um genauer hin zu schauen, offenbaren die ausgestellten Bomberteile eine wahre Flut von Informationen. Zum Beispiel zeugen an einer Munitionskiste die Einschusslöcher von der Wucht der gegnerischen Geschosse. Auch findet man immer wieder Reparaturstellen an den Blechteilen. Die Einen schön, ja fast schon liebevoll ausgeführt. Andere zeugen von der Hast und dem enormen Zeitdruck, unter dem Sie vorgenommen wurden. Oder beim Betrachten des Cockpits: Was mögen wohl die letzten Gedanken von Lt. Gerald L. Kerr gewesen sein, als er am Steuer seiner waidwunden Maschine, die er nach all den Gefahren und Problemen so weit gebracht hatte, sich plötzlich seiner hoffnungslosen Lage bewusst wurde?

Man ist bestrebt, von Zeit zu Zeit einzelne Exponate auszutauschen, damit man auch in Zukunft in neue Geschichten eintauchen kann. Abschliessend darf man mit Gewissheit sagen, dass diese Sonderausstellung einen wertvollen Beitrag über einen kaum bekannten Teil des grossen europäischen Luftkrieges leistet.

Dem Besucher wird empfohlen, warme Kleidung und gutes Schuhwerk mitzubringen, da die Temperatur in der Festung, Sommer wie Winter, 8°C beträgt.

Für Interessierte bietet der Verein diverse Literatur zu diesem Thema im eigenen Kiosk an.

Verein Festungsmuseum Crestawald

c/o Gästeinformation Viamala

CH-7435 Splügen

Tel. +41 (0)81 650 90 30 / Fax +41 (0)81 650 90 31

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