SwissSki-Materialabgabetag

Der jährlich im Herbst stattfindende SwissSki-Materialabgabetag ist einer der wenigen Anlässe, an denen die alpinen und nordischen Mitglieder, aus den verschiedenen Kader der SwissSki-Familie, zusammenfinden. Rund 350 Athleten sowie deren Betreuer und Trainer der Sportarten Ski Alpin, Langlauf, Biathlon, Nordische Kombination und Skispringen werden vom Ski-Pool mit neuen, wichtigen Winteroutfits ausgerüstet.

Der JU Hangar beim Air Force Center ist leergeräumt. Ab 06:00 Uhr in der Früh ist ein äusserst geschäftiges Kommen und Gehen, denn die 21 Ausrüster und fünf SwissSki-Partner können ihre Abgabestände, gemäss vorgegebenem Standplan, aufbauen. Vor dem offiziellen Eingang wird ein roter Teppich ausgerollt, umsäumt mit roten Kordeln an goldenen Pfosten, wo ab 08:00 Uhr die zahlreichen Athleten sportlich empfangen werden. Am Morgen trifft das Alpine Team ein, am Nachmittag dann der nordische Kader – von der Zukunftshoffnung bis hin zur Trainerlegende – alle geben sich ein Stelldichein auf die bevorstehende Skisaison.

Schon früh stehen auch Reporter der verschiedensten Radio- und Fernsehsender bereit, um sich die Skistars für ein Interview zu erobern. Gerne wird es vor den Roll-ups, die mit sämtlichen Logos der Sponsoren und SwissSki-Partnern bedruckt sind, durchgeführt. Nach den historischen Erfolgen der letzten Saison ist das Ziel, mit den neuen Kleidern, wieder grosse Erfolge einfahren zu können! Mein Herz freut sich, unsere SwissSki Berühmtheiten, die ich, ehrlich gesagt, hauptsächlich vom Fernseher kenne, hier «live» zu erleben.

Direkt links beim Eingang steht ein langer Tisch, wo sich die SportlerInnen anmelden. Hier erhalten sie, in Form einer Checkliste, eine persönlichen Materialbezugskarte und eine riesige (noch leere) Tasche. Gleich daneben werden die alten Rennanzüge zurückgenommen.

Am Masstag, im Monat Mai, werden von allen SportlerInnen aller Teams, die persönlichen Wintergrössen ausgemessen. Während den Sommermonaten werden die Renndressen passend konfektioniert und liegen jetzt hier, als persönliches Grundstartpaket, bereit.

Die SportlerInnen gehen wie bei einem Parcours von Abgabestand zu Abgabestand und sammeln von Handschuhen, mit dem persönlichen Sponsor-Logo angefertigten Kappen, Trainingslaufschuhen, Helmen, Sportbrillen, über Funktionsunterwäsche, Skiwachs, Rucksäcken bis hin zu SwissSki-Teampullovern, Spezialschuheinlagen, Socken und individuellen Vitamin-/Spurenelemente-Präparaten, alles ein. Sogar Winterpneus für ihre Autos und jede Menge Sixpacks Rivella stehen zur Abgabe bereit. Die jeweilige Anzahl der übergebenen Sportartikel entspricht der Zugehörigkeit des SwissSki-Kaders. Die Taschen sind prallvoll und sichtlich schwer! Skier, Skistöcke, Ski- bzw. Langlaufschuhe und Biathlongewehre suche ich hier vergebens. Die werden von den Herstellern, den passenden Disziplinen entsprechend, direkt am Austragungsort abgegeben.

Um 12:00 Uhr findet ein SwissSki-internes Meeting statt. Danach treffen sich alle zu einem leckeren, stärkenden Mittagessen, zubereitet von «your catering».

In der «grossen Markthalle» (Hangar) wirkt es gegenüber dem pulsierenden «alpinen» Morgen, beim «nordischen» Nachmittag eher ruhig. Überall nehme ich freudiges Treiben, gut gelaunte Gesichter und vor allem bei den Athleten, strahlende Augen war. «Heute ist es wie Weihnachten. Sogar noch etwas mehr!», lasse ich mir lachend erklären. Vom Geschäftsführer SwissSki-Pool werde ich informiert, dass heute Material, in einem Gesamtwert von drei bis vier Millionen Schweizerfranken abgegeben worden ist.

Die WettkämpferInnen der weiteren SwissSki Disziplinen, wie Snowboard, Freestyle und Telemarken, erhalten die individuellen Ausrüstungen an ihren Saisoneröffnungsevents. Ab 16:30 Uhr werden die Stände wieder abgebaut, sämtliches Material weggeräumt, sodass der Hangar für die Tante JU wieder frei gegeben werden kann.

Ich hoffe doch, dass neben all diesem, in den Koffern der AthletInnen auch viel Wettkampfglück und gute Gesundheit drinsteckt. Hopp-Schwiiz!

Text/Interview: Dorothee Maddaloni

Unter all den Skistars und Sternchen habe ich auch unsere zur Zeit beste Langläuferin getroffen. Als TG-Hütten Mitglied hat Sie hier ja fast so etwas wie ein Heimspiel. Ich habe die Gelegenheit genutzt und Sie einwenig ausgefragt:

Interview mit Laurien van der Graaff  Nationalmannschaft SwissSki

Laurien, wie geht es Dir?

Gut. (Strahlt!) Ich habe einen guten Sommer gehabt, viel trainiert und das gemacht, was ich mir vorgestellt habe. Momentan bin ich etwas müde, da ich vielleicht etwas übertrieben habe. Ich muss jetzt schauen, dass ich die nötige Ruhe finde und dann kommt es gut.

Wo warst Du im Sommertraining und wie ist dies gelaufen?

Wir waren in Finnland, Norwegen, Deutschland und haben unser bewährtes Programm mit vielen qualitativ guten Trainings durchgeführt – natürlich mit Änderungen um Fortschritte zu erlangen.

Was beinhaltet ein Sommertraining?

Wir Langläufer haben das Glück sehr vielseitig trainieren zu können. Im Ausdauerbereich nutzen wir primär die Rollski, welche dem Langlauf am Nächsten sind. Des Weiteren sind wir auch viel zu Fuss unterwegs sowie mit dem Velo. Das Krafttraining ist natürlich auch ein wichtiger Bestandteil.

Fühlst Du Dich bereit?

Noch nicht ganz. Ich habe noch etwas Zeit bis zum Saisonstart in knapp 2 Monaten. Hierzu kann man natürlich noch vieles gut machen und ich hoffe, dass ich den richtigen Weg finde.

Heute ist SwissSki-Materialabgabetag. Auf was hast Du Dich am meisten gefreut?

Ich freue mich auf alle Sachen, denn ich brauche sie den ganzen Winter hindurch. Es ist ein richtiger Luxus, was wir alles an einem Tag erhalten und ich fühle mich schon privilegiert. Mittlerweile bin ich mich dies gewohnt, wobei ich mich noch gut an mein erstes Mal hier erinnern kann. Damals waren diese Eindrücke natürlich viel grösser und ja, schon auch überwältigend.

Was hast Du heute alles erhalten?

Brille, Kleider, Jacke, Socken, Hosen, neuer Renndress in anderer Farbe, Vitamine, Laufschuhe, Handschuhe. Die ganze Palette, welche ich als Langläuferin brauche. Die Winterpneus fürs Auto werden direkt an meine Garage geliefert.

Gibt es heute keine Ski und keine Stöcke für Dich? Und wie viele Paar Skier stehen bei Dir im Keller?

Ab und zu kriegen wir auch Stöcke doch die Ski eigentlich nie. Die werden direkt von den Ski-Firmen an das Serviceteam geliefert. Dort werden sie geschliffen, gewachst. Die sehe ich erst, wenn wir auf den Schnee gehen, um sie zu testen und natürlich begrüsse ich sie dann an den Wettkämpfen. Bei mir zuhause habe ich lediglich für alle Verhältnisse die Trainingsskier im Keller stehen. Dies sind rund acht bis 10 Paar Skier.

Wann und wo läufst Du Dein erstes wichtiges Rennen in dieser Saison?

Meine Saison startet Ende November beim ersten Weltcup in Kuusamo (Finnland). Die ersten Rennen dienen mir zum wieder richtig «Akklimatisieren in die Wettkampfsaison». Mein erstes wichtiges Rennen, auch eines meiner persönlichen Saisonziele ist am dritten Wochenende im Dezember, am Weltcup in Davos.

An wie vielen Wettkämpfen nimmst Du in dieser Saison teil?

Meine Wettkampfplanung ist heute, am 6. Oktober, noch nicht ganz fix. Ich versuche sicher an allen, rund 13 Sprintwettkämpfen, teilnehmen zu können. Dann sind noch Staffel- und Teamsprints und das eine oder andere Distanzrennen dabei. So werden es in der Saison 18/19 vermutlich rund 25 Wettkämfpe sein, was für mich bedeutet, ab November jedes Wochenende ein bis zwei Wettkämpfe zu laufen.

In diesem Winter findet die Weltmeisterschaft in Seefeld statt. Das ist bestimmt Dein Saisonhöhepunkt. Was hast Du für Erwartungen?

In Seefeld habe ich das Rennen in der vergangenen Saison gewonnen und so sind natürlich die Erwartungen von meinem Umfeld und von mir selbst gross. Im Hinterkopf habe ich klar die Erwartung, dort um eine Medaille zu kämpfen. Ich muss noch einige Schritte unternehmen, damit ich am 21.02.2019 am Start stehe und dies in dem Sinn umsetzen kann. Gleichwohl weiss ich, was es braucht, um wieder so fit am Start zu stehen, wie letztes Jahr. Dies kann ich beeinflussen und bin noch daran es zu schaffen.

Wie sieht ein Tagesablauf bei Dir als Spitzenathletin aus? Vor allem auch vor den Rennen?

Am Wettkampftag heisst es: aufstehen, draussen an der frischen Luft ganz wach werden und für mich, auch um Hunger zu bekommen, da ich bei Nervosität oftmals kein Hungergefühl empfinde. Danach gehe ich möglichst reichhaltig frühstücken. Anschliessend treffe ich unseren Servicemann, welcher die Skier vorbereitet hat und teste mit ihm etwa 30 Minuten lang die Skier. Darauf folgt, zum Aufwärmen, ein ungefähr 40-minütiges Einlaufen mit anschliessendem Begutachten der Strecke, bis dann der Wettkampf startet. Nach dem Wettkampf geht es zum Auslaufen, dann in die Physiotherapie und die Massage. Ich achte auch darauf, so viel und so gut wie möglich zu essen. Abends gehe ich nochmals etwas joggen, auslaufen und den «Kopf lüften».

An normalen Trainingstagen habe ich ungefähr folgenden Rhythmus: ich stehe morgens auf, nehme mein Frühstück ein und gehe trainieren. Nach dem Mittagessen lege ich mich etwas hin und trainiere anschliessend wieder. Abends folgen das Nachtessen und noch etwas Zeit, bevor der Tag mit Schlafen wieder beendet wird.

Wie geht es Dir im Team?

Wir haben es großartig im Team. Im Sommer bin ich in einem privaten Team, abseits der Leute, mit denen ich im Winter unterwegs bin und da haben wir es ganz toll. Im Winter während den Wettkämpfen sind wir ein kleines Frauen-Team und haben es wirklich gut zusammen. Dies ist enorm wichtig, da es viel Zeit ist, welche man miteinander verbringt. Zum Teil in einem kleinen Zimmer, zwei Wochen lang und deshalb ist es unerlässlich, dass wir einander vertrauen und uns offen und ehrlich mitteilen können. Und dies gelingt uns, was ich sehr schätze.

Liebe Laurien, ganz herzlichen Dank für Deine wertvolle Zeit, die Du Dir an diesem freudigen Anlass, dem Materialabgabetag, für das Interview genommen hast.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für Deine bevorstehende Saison – vor allem gute Gesundheit und GROSSES Wettkampfglück!