– 03.08.2020 –

Wer je in Ländern wie England (Hendon, Duxford, London etc.), USA (Dayton Ohio, Pensacola etc.) oder auch Russland (Monino) Flugzeugmuseen besucht hat, dem ist auf entsprechende Nachfrage zu Ohren gekommen, dass sie alle sehr substantiell mit Staatshilfe am Leben erhalten werden, in westlichen Ländern auf etwas luxuriöserem Level als im Osten, wobei dort die Pflege der ehemals fliegenden Zeitzeugen nicht weniger liebevoll erfolgt, wenn auch mit deutlich bescheideneren Mitteln. Zudem nagt dort der Zahn der Zeit kräftiger an den Exponaten, da viele im Freien abgestellt sind und klimatisch harte Bedingungen herrschen.

Es sind an all’ diesen Orten – ebenso wie bei uns – zahlreiche enthusiastische Freiwillige im Einsatz, die der toten Materie erst Leben einhauchen und längst vergangene Zeiten wieder auferstehen lassen. Ohne sie wäre ein Museumsbetrieb, wie wohl überall, gar nicht erst denkbar. Aber – und das ist der cruciale Unterschied zu unseren schweizerischen Verhältnissen – die finanzielle Basis ist gegeben und die Beteiligten müssen sich nicht um den Fortbestand ihrer Austellungshallen sorgen und können sich auf ihre wirklichen Aufgaben konzentrieren. Die dortigen Museen geniessen einen verdient hohen Stellenwert und sind nebenbei auch Visitenkarte eines Staates nach aussen. Diese Tatsachen haben entscheidend mit dem Geschichtsbewusstsein, aber auch dem gesunden Selbstbewusstsein eines Landes und seiner Bewohner zu tun, völlig unabhängig von politischen Systemen.

Bei uns in der Schweiz ist dies alles ein wenig anders. Vielleicht weil wir nie wirklich – zumindest seit Jahrhunderten nicht mehr – direkt in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt waren, hat in unserem Land die Armee nicht denselben Stellenwert wie in den oben angeführten Staaten. Zudem existieren in in der Schweiz politisch aktive Kreise, die permanent und wühlmausartig die Bedeutung der Armee infrage stellen, oder wie die GSoA sie überhaupt abschaffen wollen. Immerhin aber waren wir im WW II vom Dritten Reich umzingelt und die Generation unserer Väter stand während der gesamten Kriegszeit zum Schutz unserer Grenzen im Einsatz. Diese historischen Tatsachen stehen in Gefahr, in der schnellebigen, konsumorientierten und durch Oberflächlichkeit bestimmten heutigen Zeit mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Solche Umstände scheinen auch auf den Förderungswillen des Staates abgefärbt zu haben, wenn es um militärische Ausstellungshallen geht. Schon die Entstehungsgeschichte unseres Museums ist deshalb mit der Initiative einzelner Personen und deren unermüdlichem Einsatz und Durchsetzungsvermögen untrennbar verbunden. Ohne sie würde unser Museum gar nicht erst existieren. Auf ihrem steinigen Weg erlebten sie von staatlicher Seite her anstatt Förderung vor allem Widerstände und dies in vielfältigster Form. Zwar sollte militärisches Material aufbewahrt, aber nicht in Museumsform der breiten Bevölkerung nahe gebracht werden.

Es stellt sich die Frage wie denn sonst geschichtliches Wissen besser an künftige Generationen weitergegeben werden kann, wenn nicht auf die ganz besondere Art im Setting eines Museums – und dies trotz aller Digitalisierung. Unser Museum, das übrigens auch von internationalen Besuchern immer wieder sehr gute Rezensionen erhält (vgl. Internet), verbreitet eine einmalige Live -Atmosphäre, die wir mit vielen unserer Sinne ausführlich wahrnehmen können. Dabei stehen sicher die Augen an erster Stelle, aber auch ganz spezielle Gerüche der vielfältigen, sorgfältig hergerichteten Exponate nach Oel und Schmierstoffen, Cockpits die mit dem Schweiss von Pilotengenerationen imprägniert sind und vieles mehr bleiben im Gedächtnis haften. Wenn dann noch eine Führung, neben technischer Wissensvermittlung gewürzt mit speziellen Anekdoten, durch einen unserer hochkompetenten Guides hinzukommt, setzt dies dem Museumsbesuch die Krone auf und lässt das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Der tragische Absturz der Ju-52 mit 20 Insassen an Bord im August 2018 war ein unendlich schmerzhaftes und tragisches Ereignis, das für immer die Geschichte des Museums prägen wird. Das ehrende Andenken an die Verstorbenen bleibt in den Herzen aller, die dem Museum verbunden sind.

Wie wir wissen, sind in der Folge die verbliebenen Flugzeuge durch Anordnung des BAZL aus dem Verkehr gezogen worden. Ob sich eine Ju-52 je wieder in die Luft erheben wird und das ab Dübendorf, ist noch ungewiss. Nachdem die zum Wiederaufbau vorgesehene HB-HOS mittels Helikoptertransport nach Altenrhein verfrachtet wurde und dort wieder flugfähig gemacht werden soll, ist ein elementarer Teil des Dübendorfer Museums verschwunden. Es ist still geworden rund um die Ausstellungshallen, seitdem die BMW-Motoren verstummt sind. Die Ju’s haben immer zu Dübendorf gehört und dies während ihrer gesamten Einsatzzeit. Wenigstens wird ein Exemplar künftig in unsere Ausstellung integriert sein und derzeit für diesen Zweck aufbereitet.

Und dann kam Corona aus heiterem Himmel und legte einen Schleier über die ganze Welt, der zu einer bisher nie dagewesenen globalen Entschleunigung führte. Aber paradoxerweise auch zur Enthüllung von internationalen Abhängigkeiten nie geahnten Ausmasses. Die Armee übrigens hat in diesem Zusammenhang einmal mehr ihren unschätzbaren Wert bewiesen. Was auch kristallklar zutage trat, war der Umstand, dass in Notzeiten jeder Staat für sich selber schaut. Und: es ist noch nicht vorbei!

Auch unser Museum war vom Shutdown betroffen, ist jetzt aber – unter Respektierung aller nötiger Vorsichtsmassnahmen – in neuem Glanz wieder auferstanden und voll zugänglich. Auf verschiedene Neuerungen wurde bereits in anderen Artikeln hingewiesen.

Neue Verträge mit dem Bund für die weitere Nutzung der Ausstellungs-Gebäulichkeiten ab 2023 stehen vor der Türe, ausserdem wird diesen Herbst über das neue Kampfflugzeug der Luftwaffe abgestimmt. Beides Themen, die von grosser Tragweite sind und getrost unter «Turbulenzen» mit ungewissem Ausgang subsummiert werden können.

Dessenungeachtet schauen wir optimistisch in die Zukunft und freuen uns auf neue Impulse und Projekte.

28.7.2020 Text: Theo Huber, Fotos: Archiv MHMLW