-19.10.2022-
Die Verschiebung in den Bereitstellungsraum
Es ist soweit, die Felddienstübung hat begonnen. Gestern Sonntagabend sind wir bereits um 21:30 Uhr aus dem Wochenendurlaub an unseren WK-Standort in Mellingen AG eingerückt. Ab 22:00 Uhr war befohlene Nachtruhe, sodass alle Fahrer mindestens zu 6 Stunden Schlaf kommen, bevor die Übung am Montagmorgen beginnen wird. Obwohl ehrlich gesagt, ein Teil meiner Truppe und ich haben in der letzten Nacht kaum Schlaf gefunden. Um 04:00 Uhr sind wir aufgestanden und haben uns mit unserer Packung auf den Weg in das KP der Bttr 45/2 gemacht. Eine halbe Stunde später haben wir unseren abgepackten “Lunch” für das Mittagessen im Felde gefasst, und um 05:00 Uhr fand das Antrittsverlesen (AV) im Fahrzeugpark der Batterie statt.
Was nun folgt ist die Befehlsausgabe für die Verschiebung in den Bereitstellungsraum an die Fahrer und Beifahrer. Diese erfolgt mit einer vorbereiteten Karte. Im Verschiebungsbefehl werden Ziel, Weg ins Ziel und Verhalten im Ziel sowie besondere Anordnungen weitergegeben. Diese Befehlsausgabe muss gründlich vorbereitet sein, geht es ja darum, dass alle Fahrzeuge zur rechten Zeit am rechten Ort eintreffen. Die Motorfahreroffiziere der Batterien werden dabei vom Verkehrs- und Transport- Offizier (VT Of) der Abteilung unterstützt, welche bereits vorgängig zur Übung die Autobahnbestellungen organisiert hat. Der zeitliche Ablauf der Verschiebung wird mittels eines Zeitplans und verschiedener Wegpunkte wie Einkolonierungs- und Auskolonierungspunkte geregelt. Diese Punkte müssen möglichst zeitlich exakt passiert werden und via Funk der Abteilung zwecks Lageverfolgung gemeldet werden. Ebenso ist das Verlassen des WK-Standortes sowie das Eintreffen im Bereitstellungsraums (Bestlrm) zu melden. Für die Verschiebung in unseren Bestlrm im Umfeld unserer Feuereinheitsstellung am Laufwasserkraftwerk Flumenthal benötigen wir ca. 1 Stunde, somit ist kein Marschhalt notwendig. In einem Bereitstellungsraum werden Einheiten zusammengezogen und warten dort auf ihren eigentlichen Einsatz.
Nach erfolgter Befehlsausgabe besteigt meine Truppe die ihnen zugewiesenen Fahrzeuge. Die Mannschaften der beiden 35mm Flab Kan 63/90 und des Flt Gt 75/95 müssen auf der Ladebrücke von Steyr und 6DM Lastwagen (Lastw) Vorlieb nehmen. Der Truppe für den Gefechtsstand und der Uebermittlungsgruppe (Uem Gr) stehen Puchs (Mercedes G) zur Verfügung. Dann ist da noch der Lastw mit einem Anhänger mit dem ganzen Material und Munition (Mat Lastw) für die Feuereinheit. Auf Stichpunkt fahren verlassen wir das alte Zeughaus Mellingen. Die Spitze bilde ich, gefolgt vom Uem Puch. Dahinter folgen das Geschütz 1, das Flt Gt, der Mat Lastw und am Ende das Geschütz 2. Mit dem Passieren der Autobahnauffahrt A1 Lenzburg haben wir den Einkolonierungspunkt (EP) erreicht und meine Uem Gruppe setzt den entsprechenden Funkspruch an die Bttr und Abt ab. Nun folgen wir der Autobahn A1 bis zur Ausfahrt Wangen an der Aare. Von dort aus sind es noch wenige Kilometer bis zu unserem Ziel dem Bestlrm in der Kiesgrube Attisholz. Vorgängig hat ein Motorfahrerunteroffizier die Einweisung (Jalonierung) für die Feuereinheit ab der Autobahnausfahrt Wangen an der Aare sichergestellt. Sobald die einzelnen Fahrzeuge unserer Feuereinheit in der Kiesgrube angekommen sind, wird eine sogenannte Sofortsicherung aufgezogen und die abgestellten Fahrzeuge werden gegen Fliegersicht getarnt. Die Sofortsicherung besteht aus vorbestimmten Soldaten, die so rasch als möglich kreisförmig um die Fahrzeugkolone der Feuereinheit gedeckte Stellungen mit ihren persönlichen Waffen einnehmen. Bis auf den Mat Lastw treffen alle Fahrzeuge der Feuereinheit pünktlich und in der richtigen Reihenfolge in der Kiesgrube ein. Der zuständige Unteroffizier versucht, mit seinem Natel Kontakt mit dem Beifahrer des Mat Lastw aufzunehmen, um festzustellen, was genau der Grund für die Verzögerung ist. Es stellt sich relativ rasch heraus, dass sich der Mat Lastw nach der Autobahnausfahrt Wangen an der Aare verfahren hat. Eine Viertelstunde später trifft dann auch der Mat Lastw in der Kiesgrube ein. Nun kann ich über Funk das Erreichen unserer Feuereinheit im Bestlrm der Bttr und der Abt melden. Zum Glück hat es in der Kiesgrube genügend Platz, sodass wir die Reihenfolge der Fahrzeuge für den anstehenden Stellungsbezug umrangieren können.
Eine der Haupttätigkeiten einer M Flab Feuereinheit im Besltrm ist die materielle und personelle Vorbereitung – Bereitstellung – für den Stellungsbezug. Dafür werden gemäss der Reihenfolge des Stellungsbezuges der einzelnen Feuereinheitselement Material und Personal umgeladen. Zum Beispiel werden zwei Radarsoldaten mit den notwendigen Felddrahtkabelrollen auf den Lastw des Geschütz Nr. 1 zugewiesen. Sie werden nach erfolgten Positionierung des Geschützes 1 die beiden Kabel zum Feuerleitgerät verlegen. Zusätzlich werden Kanoniere des Geschützes 2 die Geschützmannschaft des Geschützes 1 für den anstehenden Stellungsbezug verstärken.
Nun ist die Feuereinheit 6 bereit für den Befehl zum Stellungsbezug. Darüber mehr in der nächsten Episode.
Text: Beat Benz Bild: Archiv MHMLW