-11.04.2023-

Wer, ausser den grossen Militär-Aviatik Fans kann mit diesen 4 Buchstaben noch etwas anfangen?

Nun, JATO ist eine Abkürzung für „Jet Assisted Take Off“ und meint somit eine Zusatzstarthilfe für die verschiedensten Flugzeugtypen. Das System wurde bei allen möglichen Flugzeugen erprobt und z.T. angewendet, unter anderem beim F-84 Sabre, beim F-100 Super Sabre, beim F-104 Starfighter, sogar bei der C-130 Hercules und natürlich bei unseren Mirage III S/RS.

Die „JATO Bottle“ ist eine flaschenförmige Feststoff Rakete mit einem Schub von ca. 450 kp. An der Mirage konnten je 4 Stück an 2 Trägern unter den Flügeln montiert werden. Mit dem zusätzlichen Schub von ca. 3500 kp war es möglich, die Mirage nach etwa 350 m Rollstrecke in die Luft zu bringen, was erlauben sollte, von einer teilweise zerstörten Piste zu starten und dann auf einem anderen, „gesunden“ Platz zu landen.

Nach meiner RS als Flz. Waffenmechaniker, Mech. DH 112 Venom, wurde ich in die Flz. Rep. Kp. 10 und nachher in die Fl. Kp.21 als Waffenmechaniker Unteroffizier eingeteilt. Das war ein Quantensprung: Von der „Lötlampe“ Venom auf das damals modernste Equipment mit viel Elektronik und Lenkwaffen. Nach dem UK 1968 versuchten wir Waffenwarte und –mechaniker uns mit diesen Neuigkeiten vertraut zu machen und eine sichere Operation zu gewährleisten.

Zu diesen Neuigkeiten gehörten auch die JATO, die ja auch für die Piloten neu waren. Für einen JATO-Start fuhren wir aus der Kaverne zum A-4 (Alarm)-Unterstand hinaus, wo die 8 Raketen auf ihre Träger unter dem Flügel montiert wurden. Nach Nullspannungs- und Stromlos- Kontrolle wurden die Zünder eingesetzt und der Waffensicherheitsstecker installiert. Der Zündstromkreis war aber immer noch durch einen Sicherungsnagel im Träger unterbrochen. Erst auf der Startposition des Flugzeuges durften 2 Waffenwarte die Sicherungen entfernen und zeigten dies dem Piloten mit Hochhalten der Nägel. Nun begann ein brutal lärmiges Schauspiel: Der Pilot setzte das Triebwerk auf Startleistung, schaltete den Nachbrenner ein und zündete dann die JATOs. Mit viel Feuer und Rauch jagte darauf das Flugzeug die Piste hinunter, um nach etwa 350m abzuheben und für eine Mirage extrem steil wegzusteigen. Nach einigen Sekunden waren die Raketen ausgebrannt und hätten nun abgeworfen werden können, im Training kehrten aber die Piloten mit ihren leeren „Bottles“ wieder auf den Stützpunkt zurück.

Wenn eine solche Übung in der Öffentlichkeit bekannt wurde (damals noch ohne Social Media) waren ausser der Kavernen-Besatzung auch immer viele zivile Zuschauer um den Platz anwesend, um das lärmige Schauspiel zu bestaunen.

Text: Peter Hotz, ehemaliger Swissair Jumbo-flight engineer    Fotos: Archiv