-19.12.2023-

Die Schlussbesprechung

Heute ist Mittwoch in der dritten und letzten Woche des diesjährigen Wiederholungskurses der M Flab Abt 45 und die Schlussbesprechung der diesjährigen Felddienstübung steht an. Dabei geht es darum, die Auswertungsresultate der Übungsleitung und erste Lehren für stetige Verbesserung vorzustellen.

Die Schlussbesprechung findet zentral im Kommandoposten der Übungsleitung in Zofingen (AG) statt. Als Vorbereitung haben die Teilnehmer den Auftrag erhalten, eine Bewertung aus ihrer Sicht kurz im Gesamtrahmen darzulegen. Die Faktoren, die dabei bewertet werden sind: Vorbereitung und Durchführung der Erstellung der Einsatzbereitschaft, das Erstellen der Feuerbereitschaft, das taktische Verhalten der Truppe in der Stellung und die Zielbekämpfung. Neben der Eigenbewertung werden die Resultate der Kontrollorgane der Übungsleitung an der Schlussbesprechung vorgestellt. Die Kontrollorgane setzen sich zusammen aus Offizieren und Unteroffizieren der vorgesetzten Stäbe und Kommandos. Die Übungsleitung war während der Einsatzübung mit Zweier- oder Dreierteams im Übungsraum unterwegs. Dabei wurde sichergestellt, dass jede Formation, welche Teil der Übung war bis zu zweimal pro Tag von einem Kontrollorgan besucht wurde. Die Kontrollorgane sind klar erkennbar, da sie eine rotweisse Armbinde am linken Oberarm tragen. Das unterscheidet sie von den Markeuren.

Markeure sind Teil der Übung und stellen die gegnerische Seite dar. Man nennt sie auch die “Roten”, weil die Farbe “Rot” in der Armee für den “Gegner” (früher “Feind”) oder “Gegenseite” steht. Die Farbe “Blau” wird hingegen für die eigenen Truppen verwendet. Markeure werden gemäss einem von der Übungsleitung geschriebenen Drehbuch gegen die beübte Truppe eingesetzt. Sie sollen versuchen, das Sicherheitsdispositiv der jeweiligen Feuereinheitsstellungen und die Kommandoposten der Abteilungen und Einheiten zu durchbrechen. Dabei sollen vor allem die Wach- und Sicherungselemente beübt werden. Bei der Flab steht der Kernprozess mit der Bekämpfung von gegnerischen Luftzielen im Zentrum. Da kann es schon vorkommen, dass der Eigenschutz gegenüber Bedrohungen am Boden etwas in den Hintergrund rückt. Genau deswegen werden während der Einsatzübungen auch Markeure eingesetzt.

Die eigentliche Schlussbesprechung beginnt mit einer Einleitung des Kommandanten des grossen Verbandes, der die Einsatzübung befiehlt. Er wiederholt die Zielsetzungen der Übungen und gibt erste Erkenntnisse aus der Übung bekannt. Danach sind die Abteilungs- und Einheitskommandanten an der Reihe mit der Präsentation ihrer Eigenbewertungen. Diese setzen sich wiederum aus den Einschätzungen der ihnen unterstellten Offiziere und Unteroffiziere zusammen. Auch ich als Feuereinheitskommandant der Feuereinheit 6 der Bttr 45/2 habe eine entsprechende Einschätzung vorgenommen. Die wichtigste Lehre für mich ist, dass die unterstellten Gruppenchefs frühzeitig mit Informationen und Befehlen bedient werden müssen, sodass sie genügend Vorlauf haben sich und ihre Gruppen für den Einsatz oder auf eine veränderte Lage vorzubereiten. Überhaupt ist das zeitgerechte Befehlen einer Aktion ein wesentlicher Faktor für den Erfolg. Dazu gehört auch das klare Formulieren der Absicht in einem Befehl. Denn nur wenn die Absicht des Kommandanten verstanden wird, können die Unterstellten selbständig in seinem Sinne den Auftrag erfüllen. Als nächstes ist die Übungsleitung an der Reihe, ihre Resultate zu präsentieren. Deren Ausführungen sind erwartungsgemäss umfassender. So werden sämtliche Aspekte von der Vorbereitung, Auftragserfüllung, gefechtstechnisches Verhalten und Logistik pro beübte Formation besprochen.

Der Höhepunkt an der Schlussbesprechung bildet die Vorstellung der Luftaufklärungsbilder. Diese wurden von Mirage III RS Aufklärungsflugzeugen (AMIR) aufgenommen. In deren Rumpfbug sind verschiedene, sehr leistungsfähige Reihenbildkameras mit grossem Auflösungsvermögen eingebaut. Ein Infrarot-Line-Scanner wird als Centerline-Pod mitgeführt. Im Tiefflug über Feindgebiet kann die Maschine damit Truppenbewegungen und Stellungsräume fotografieren. Die Auswertung der Aufklärungsbilder dient der militärischen Lagebeurteilung. Unter den vorgestellten Aufnahmen ist auch ein Bild eines mit Tarnnetzen getarnten Feuerleitgerät 75/90.

Luftaufnahme eines getarnten Flt Gt 75/90 im Feld

Das Feuerleitgerät ist unmittelbar neben einem Feldweg aufgestellt. Damit wird sichergestellt, dass möglichst wenig Spuren im Felde durch die Räder des Feuerleitgeräts und allenfalls des Lastwagens zu sehen sind. Man beachte dabei die Radspuren des Anhängers links im Bild. Dass das Feld, in welchem das Flt Gt 75/90 steht, frisch gemäht wurde, ist ebenfalls günstig. Etwa 20 Meter rechts neben dem Flt Gt 75/90 sieht man einen Radarsoldaten mit dem optischen Zielzuweisungsgerät. Es scheint so, als er versuchen würde, den tieffliegenden Aufklärungsmirage aufzuschalten. Dieser fliegt aber so tief, dass das Flt Gt 75/90 kaum eine Chance hatte, diesen rechtzeitig zu erfassen. Dieses Bild ist besonders gelungen, da man im oberen rechten Feld den Schatten des tieffliegenden Mirage III RS sieht. Auf diesem Bild kann man auch den Sinn und Zweck der Tarnung durch Tarnnetze erkennen. Es geht vor allem darum, die scharfen Konturen des Flt Gt 75/90 zu brechen, sodass die Erkennung aus der Luft erschwert wird. Auch die beiden 35 mm Flab Kan 63/90 werden dafür mit Tarnnetzen getarnt. Über den beiden Rohren der 35 mm Maschinenkanone ist eine eigene Rohrtarnung angebracht. Wenn das Geschütz sich nicht bewegt, sind die Rohre in eine Ruheposition gebracht, sodass das ganze Geschütz möglichst wenig auffällt. Eine besondere Herausforderung ist die durch die Sonneneinstrahlung und durch die laufenden Benzinaggregate entstehende Abwärme. Der Aufklärungsmirage ist wie bereits erwähnt mit einem Infrarotscanner ausgerüstet. Damit lassen sich insbesondere getarnte Fahrzeuge gut erkennen, auch wenn sie zum Beispiel in einem Waldstück versteckt sind. Die Aufklärungsbilder aus der Luft machen uns schmerzlich bewusst, wie wichtig das korrekte gefechtstechnische Verhalten und die Tarnmassnahmen sind. Darum üben wir während der Einsatzübungen die bereits in einer früheren Episode erwähnten Stellungswechsel. Sie sind für das Überleben der Feuereinheit essenziell. Im Titelbild zu diesem Artikel sieht man eine Luftaufnahme einer anderen M Flab Feuereinheit. Dabei ist die klassische Aufstellung im Dreieck gebildet durch das Flt Gt 75/90 (in der unteren Weggabelung) und die beiden 35 mm Flab Kan 63/90 ersichtlich. In dieser Stellung ist der einzelne Baum innerhalb der Stellung etwas hinderlich. Im “Ernstfall” würde man diesen wohl fällen, aber da es sich ja hier um eine Einsatzübung in Friedenszeiten handelt, wird der Baum selbstverständlich verschont.

Die Schlussbesprechung endet offiziell mit der militärischen Beurteilung durch den Vorgesetzten Verband. Wir haben unsere Sache “Gut” gemacht. Wie im Militär üblich gibt es noch “Nägel” mit auf den Weg. Dabei handelt es sich, um wichtige Verbesserungspunkte, welche in den kommenden Ausbildungskursen und Einsatzübungen besonders geschult werden sollen. Im Anschluss der Schlussbesprechung gibt es eine schöne Überraschung für die Teilnehmer. Im Rathaus von Zofingen wurde von der Stabsbatterie unserer M Flab Abt 45 ein Steh Apéro vorbereitet. Dieser Apéro bildet einen schönen Ausklang mit vielen Gesprächen über das gemeinsam Erlebte während des WK. Für die Soldaten und Unteroffiziere, welche nicht an der Schlussbesprechung teilnehmen konnte findet am gleichen Abend der Batterieabend statt. Der eigentliche WK endet aber erst nach den Arbeiten für die Wiedererstellung der materiellen Einsatzbereitschaft und Rückgabe des Materials in den jeweiligen Logistikzentren der Armee. Somit gilt für mich, Führung meiner Feuereinheit bis zur Entlassung aus dem diesjährigen Wiederholungskurs.

Text und Fotos: Beat Benz


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