– 21.12.2021 –
Afghanistans Geschichte seit den späten 1970er Jahren ist von anhaltenden Kriegen geprägt, beginnend mit der Transformation des Landes zu einem sozialistischen Staat und der Invasion durch die Sowjetunion 1978, gefolgt von drei aufeinander folgenden Bürgerkriegen (1989–1992, 1992–1996 und 1996–2001). Diese führten zu einer gross angelegten kriegerischen Übernahme des Landes durch die Taliban. Das durch die Taliban installierte islamistische Emirat wurde nach den islamistisch geprägten Terroranschlägen im September 2001 durch eine von den Vereinigten Staaten von Amerika angeführte Invasion gestürzt. Daraufhin folgte ein weiterer 20 Jahre andauernder Konflikt, welcher mit der Sommeroffensive der Taliban und dem daraus resultierenden Fall von Kabul im August 2021 zur erneuten Machtübernahme durch die Taliban endete.
Sowjetisch-afghanischer Krieg
Der sowjetisch-afghanische Krieg war ein Konflikt, in dem aufständische Gruppierungen, die gemeinsam als Mudschaheddin bekannt wurden, sowie kleinere maoistische Gruppen einen neunjährigen Guerillakrieg gegen die sozialistische Demokratische Republik Afghanistan und die Sowjetarmee in den 1980er Jahren führten. Die Mudschaheddin wurden hauptsächlich von den Vereinigten Staaten, Pakistan, dem Iran, Saudi-Arabien, China und dem Vereinigten Königreich durch Waffenlieferungen unterstützt. Der Konflikt war ein Stellvertreterkrieg aus der Zeit des Kalten Krieges. Zwischen 562’000 und 2 Millionen Afghanen wurden getötet und weitere Millionen flohen aus dem Land, hauptsächlich nach Pakistan und in den Iran. Der Krieg verursachte schwere Zerstörungen in Afghanistan und wurde von Wissenschaftlern auch als ein Faktor angeführt, der zur Auflösung der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges beigetragen hat. Für die Menschen in Afghanistan und auch in Ländern der ehemaligen Sowjetunion hinterlässt dieser Krieg im Nachhinein ein gemischtes Erbe und Andenken.
Drei Bürgerkriege
Der Bürgerkrieg in Afghanistan (1989–1992) war der anhaltende Krieg zwischen der Regierung und den Mudschaheddin, jedoch ohne Beteiligung sowjetischer Truppen. Dennoch unterstützte die Sowjetunion die afghanische Regierung weiterhin finanziell in ihrem Kampf, und ebenso erhielten Mudschaheddin-Fraktionen weiterhin Unterstützung von den Vereinigten Staaten und Pakistan. Die Demokratische Republik Afghanistan überlebte bis zum Fall Kabuls 1992, woraufhin die Mudschaheddin den Islamischen Staat Afghanistan gründeten.
Der Bürgerkrieg wurde weitergeführt (1992–1996), als verschiedene Mudschaheddin-Gruppen die Unterstützung und den Kampf gegen den Islamischen Staat aufgaben, darunter die Hezb-e Islami Gulbuddin, die später weitgehend durch die Taliban, al-Qaida (die alle von Pakistan unterstützt wurden) ersetzt wurde, Hezb-i Wahdat (die vom Iran unterstützt wurden) und Junbish-i Milli (die von Usbekistan unterstützt wurden). Dem Islamischen Staat gegenüber loyale Mudschaheddin wurden von Saudi-Arabien unterstützt. Diese Phase des Krieges endete, als die Taliban Kabul eroberten und das teilweise international anerkannte islamische Emirat Afghanistan gründeten.
Der afghanische Bürgerkrieg (1996-2001) war die Fortsetzung der vorherigen Phase des Krieges zwischen Milizen, die dem rivalisierenden Islamischen Staat (nicht zu verwechseln mit ISIS) und dem Islamischen Emirat Afghanistan gegenüber loyal waren. Die Loyalisten des Islamischen Staates organisierten sich in der Nordallianz neu, darunter Hezb-i Wahdat und Junbish-i Milli, die zuvor gegen den Islamischen Staat waren. Während des Bürgerkriegs begann Al-Qaida mit Terroranschlägen gegen die USA, die in den Anschlägen vom 11. September 2001 gipfelten, nach denen das islamische Emirat fast jegliche internationale Unterstützung und diplomatische Anerkennung verlor.
Sturz und Auferstehung der Taliban
Ein erneuter Krieg in Afghanistan (2001–2021) begann mit der NATO-Invasion in Afghanistan am 7. Oktober 2001, bei der versucht wurde, die Taliban zu entmachten, da sie al-Qaida-Kämpfer beherbergten. Nachdem die Invasion die Taliban gestürzt hatte und die Islamische Republik Afghanistan gegründet wurde, ging der Krieg zu einem langwierigen Aufstand über, bei dem die afghanische Nationalarmee und NATO-Truppen gegen die neu organisierten Taliban und sporadisch andere Gruppen wie al-Qaida, das Haqqani-Netzwerk, Hezb- e Islami Gulbuddin und ISIS-K (ISIS in Afghanistan) kämpften. Nach dem Abzug der Nato-Streitkräfte und der Taliban-Offensive 2021 fiel die Islamische Republik an die Taliban und das Islamische Emirat Afghanistan wurde neu gegründet.
Resümee
Das Fazit aus über 40 Jahren Krieg ist eine unsägliche Verwüstung des Landes, eine grosse Fluchtbewegung vor der grossen Gewalt und schlussendlich ein gescheiterter Staat. Die meisten Menschen in Afghanistan wünschen sich nichts sehnlicher als ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Leider sieht es auch heute nicht danach aus, denn mit den Taliban kommt erneut der religiöse Fundamentalismus ins Leben der Afghanen und der Konflikt mit ISIS-K und anderen Gruppierungen dauert weiter an.
Vortrag 2022
Im Rahmen der VFL-Vortragsreihe 2022 wird am Samstag, den 19. Februar 2022 dieses Thema behandelt. Bitte beachten Sie hierzu die Agenda auf der Homepage des Air Force Centers. Der Vortrag ist für VFL-Mitglieder gratis. Ich freue mich bereits heute auf Ihr zahlreiches Erscheinen.
WEBEX-Konferenz
Sie können den Vortrag auch über -WEBEX Meeting- verfolgen. Dafür melden Sie sich im Sekretariat für die Teilnahme an der WEBEX-Konferenz an. Sie erhalten am Tag des Vortrags die Einladung per E-Mail inklusive Link zugeschickt. Um den Link zu öffnen, müssen Sie einmalig das Programm (https://www.webex.com/de/downloads.html) installieren und können dann von zu Hause aus den Vortrag mithören und die Powerpoint Folien mitverfolgen.
Text: Beat Benz Foto: Wikimedia
Quellen:
YouTube: Afghanistan (1979). The War That Changed the World
Braithwaite, Rodric (2007). Afgantsy: The Russians in Afghanistan
Amin Saikal (13 November 2004). Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival (2006 1st ed.). I.B. Tauris & Co Ltd., London New York
sdfsf
