– 29.07.2021 –
Der Entscheid ist stark und politisch klug. Stark, weil er gegen die Drohung der Armeeabschaffer mit einer Volksinitiative zu reagieren, sachlich begründet auf dem besten Resultat basiert. Und politisch klug, weil er ein wichtiges Signal nach innen und nach aussen sendet. Nach innen zeigt er, dass der Bundesrat zur Armee und seinen Soldaten steht und sie zur Sicherheit der Schweiz mit den heute besten und modernsten Mittel im Bereich Schutz des Luftraumes ausrüstet. Und nach aussen signalisiert der Bundesrat, dass die Schweiz zur bewaffneten Neutralität steht und mit modernsten Luftverteidigungssystemen ihren Beitrag zur Sicherheit von Europa leistet.
Der F-35 deckt alle Fähigkeiten ab: Luftverteidigung (inkl Luftpolizeidienst), Erdkampf und Aufklärung. Dies mit einer Leistungsfähigkeit, in der Gesamtbeurteilung, die konkurrenzlos ist. 1. Tarnkappe/Stealth (Form, Material, Farbe) machen ihn kaum sichtbar auf Radars. 2. Waffenlast wird an vier Stationen im Rumpf intern mitgetragen, bedeutet weniger Widerstand, was wiederum eine längere Verweilzeit in der Luft zur Folge hat. 3. Sensoren- und Datenverbund ergeben eine noch nie erreichte Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit Luftsystemen (Kampfflugzeuge, Transportflugzeuge, Helikopter, Drohnen und vieles mehr), mit Bodensystemen (Einsatzzentralen, Luftwaffen- und Heeresverbände/-systeme) dem Austausch von Daten und Informationen aller Art.
Oft kommt die Frage auf: Passt der F-35 zur Schweiz und was sind seine Vorzüge gegenüber den anderen evaluierten Typen? Antwort: Ja er passt, weil er genau das erwirkt, was in unserer Bundesverfassung steht: Kriegsverhinderung. Wir wollen den Krieg oder die Auseinandersetzung nicht führen, sondern primär verhindern. Und verhindern kann man nicht mit veraltetem, ungeeignetem oder Trainingsmaterial. Die konkreten Vorzüge des F-35A bestehen in neuster Technologie und der grossen Anzahl F-35 die bereits in anderen Staaten fliegen, in Einführung begriffen und bestellt sind.
Alleine schon für sich ist der F-35 eine fliegende Radar- und Sensorstation. Im Schweizer Luftraum wirken dank seinen leistungsfähigen Datenverbindungen bereits 2-4 Flugzeige als optimale Multiplikatoren zugunsten des Gesamtsystems Armee. Dieses Kampfflugzeug ist mit den Systemen der Armee, wie z B der Kommando- und Kontrollzentrale FLORAKO kompatibel, es kann mit allen kommunizieren und seine Fähigkeiten in der Luftwaffe und im Heer umfassend zur Geltung bringen, auch ohne weitere Unterstützungsmittel. Nicht zuletzt ist der F-35 in der taktischen Datenübertragung oder der gesicherten Sprachübermittlung mit Nachbarstaaten und Teilnehmerstaaten – der ‚Partnerschaft für den Frieden‘ – interoperabel. Denn wir wissen nie, wann wir genau diese Fähigkeiten der Zusammenarbeit, der Unterstützung, des Daten- und Informationsaustausches dringend benötigen werden.
Gegner sprechen immer nur vom Luftpolizeidienst. Luftpolizeidienst ist eine Aufgabe in Friedenszeiten. Eine Armee und somit eine Luftwaffe ist aber in erster Linie für die Konfliktsituation ausgelegt. Und für die Konfliktsituation muss das Waffensystem taugen. Interessanterweise aber hat offenbar die Evaluation gezeigt, dass sich der F-35A auch für den Luftpolizeidienst ausgezeichnet eignet. Er führt seinen grossen Treibstoffvorrat intern mit und braucht daher keine Aussentanks, die Luftwiderstand erzeugen. So erreicht er eine sehr gute Steigleistung und Überschallgeschwindigkeit. Er verfügt auch nach einer erfolgreichen Interzeption mit Überschall eine grosse Verweildauer. Dass sich der F-35 für den Luftpolizeidienst sehr gut eignet, zeigen andere Nationen wie z B die Italienische Luftwaffe, die in diesem Jahr ihre F-35A für die Baltische Luftpolizeimission der NATO einsetzte.
Braucht es die Stealth-/Tarnkappen-Fähigkeit für die Schweiz? Ja, sehr! Mit dieser Fähigkeit weiss man von aussen nie, wann und ob die Schweizer Luftwaffe in der Luft präsent ist. Das ist bei einer relativ kleinen Flottengrösse ausserordentlich wichtig, denn eine dauernde Präsenz in der Luft im Konfliktfall dezimiert die Flottenbereitschaft stark. Das Nichtwissen eines Gegners bedeutet, dass er immer mit einer helvetischen Präsenz rechnen muss. Dies wirkt abhaltend, also genau das, was wir mit unserer Armee/Luftwaffe bezwecken wollen.
Und am Schluss interessiert sich die Schweizerin und der Schweizer für die Kosten. Warum sind diese beim modernsten und leistungsfähigsten Kampfflugzeug tiefer als bei den Konkurrenzmodellen? Der Grund ist die Anzahl F-35, die weltweit bestellt oder im Einsatz sind. Zurzeit sind dies ca 3‘300. Und es werden immer mehr. Kleinstaaten wie Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen flogen über Jahrzehnte den F-16 (USA, ca 5‘000 Stück) und haben jetzt den F-35 bestellt oder fliegen ihn bereits. Nicht nur sind die Betriebskosten über die Jahre günstiger, sondern vor allem die Kosten aller Updates und Upgrades, die durch die zahlreichen Betreiber (Luftwaffen) und deren Flottengrössen, geteilt werden können. All diese Staaten mit nur einer Kampfflugzeugflotte haben sich nicht für ein europäisches Flugzeug entschieden. Wenn so viele Staaten auf der Welt den F-35 für ihre Luftwaffen wählten und das Herstellungsland USA (Superpower Nr 1) für die US Air Force, das US Marine Corps und die US Navy, ca. 2‘500 F-35A/B/C anschafft, dann ist der Erfolg dieses Flugzeugs garantiert und gesichert über die nächsten Jahrzehnte, inklusive der anfallenden Kosten.
Mit der Beschaffung des F-35A und dem bodengestützten Lenkwaffensystem PATRIOT machen wir einen wichtigen Schritt in die Zukunft.
Denn: Auch die Schweiz muss ihren Beitrag zur Sicherheit von Europa leisten.
Text: Markus Gygax
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