– 13.01.2020 –

Hunter J-4091 stürzte wegen eines „Flame-Out“ beinahe ab.

Die Jagd- und Erdkampfflugzeuge „HUNTER“ waren in der Schweiz von 1958 bis 1994 im Einsatz. Die Piloten waren allgemein begeistert von den exzellenten Flugeigenschaften und der hohen Leistungsfähigkeit dieses Flugzeugs.

Flugablauf

Er startete am 10. Oktober 1962 um 15:00 Uhr in Dübendorf mit dem Flugzeug J-4091 zu einem Kontrollflug. Das Flugzeug hatte eine grosse periodische Überholung absolviert. Das Wetter war wolkenlos, also „grand beau“. Die vorerst am Boden auszuführenden Funktionskontrollen waren alle positiv verlaufen. Sämtliche Systeme funktionierten einwandfrei. Beim Start hob er mit ca. 280 km/h ab und begann den Steigflug Richtung des zugeteilten Arbeitsraums in Graubünden. Das Rolls-Royce-Triebwerk „AVON“ funktionierte einwandfrei. Auf 12’000 m ü.M. angelangt, begann er um 15:17 Uhr mit den vorgeschriebenen Kontrollen: Leerlaufdrehzahl 5’700 U/min und Abgastemperatur 260 Grad. Danach prüfte er die Triebwerkbeschleunigung von Leerlauf auf Vollgas mit raschem Verschieben des Leistungshebels. Dieses Mal verlief die vorgesehene Prüfung gar nicht wie gewünscht. Anstatt zu beschleunigen, fiel die Drehzahl des Triebwerks rasch auf 1’800 U/min. Es hatte offensichtlich abgelöscht und drehte nur noch im Windmühleneffekt. Nun hiess es, überlegt und zweckmässig zu handeln, um das Triebwerk wenn irgendwie möglich wieder in Gang zu bringen.

Ärgerlicherweise leuchtete die Kabinendruckwarnlampe auf und der Warnton war eher störend. Gemäss den im Pilotenhandbuch vorgeschriebenen Notmassnahmen, sank er mit 350 km/h ab, flog Richtung Walensee und unternahm mehrere Wiederanlassversuche, vorerst ohne Erfolg.

Daher musste er sich geistig auf den eventuellen Absprung mit dem „Martin-Baker“-Schleudersitz vorbereiten. Knapp unterhalb 4’000 m ü.M. konnte er das Triebwerk glücklicherweise erfolgreich wieder starten. Von nun an bediente er den Leistungshebel vorsichtig, um am System möglichst wenig zu verändern. Via die Linthebene erreichte er dann den Pfäffikersee und verlangte per Funk beim Kontrollturm Dübendorf einen Direktanflug auf die Piste 29. Nach nur 29 Minuten landete er sicher und erleichtert in Dübendorf.

Die anschliessend durchgeführte Untersuchung zeigte einen Defekt im Treibstoffregler (FCU). Auf dem Triebwerkprüfstand konnten die effektiven Verhältnisse, wie diese auf 12’000 m ü.M. herrschen, nicht simuliert werden, da dort andere Temperatur- und Luftdruckverhältnisse herrschen.

Als ehemalige Mk.6 gebraucht von der Royal Air Force (RAF) übernommen und vor der Ablieferung zur Mk.58 modifiziert. Dieser Hunter gehört gemäss einer Liste von SkyNews.ch vom April 2018 zuletzt mit der Kennung N334AX zur Flotte der Lortie Aviation. Das kanadische Unternehmen ist der weltweit grösste Betreiber von ehemeligen Schweizer Huntern. Über 20 Maschinen hat die Firma übernommen, die für die Streitkräfte der USA, Kanadas und Frankreichs taktische Trainings anbietet. Die dafür modifizierten Hunter werden für Aggressor-Einsätze im Luftkampf oder Einsätze in den Bereichen elektronische Kampfführung, Zielschlepp, Feinddarstellung für Bodentruppen und Schiffe oder die Simulation von Marschflugkörpern eingesetzt und von erfahrenen NATO-Piloten geflogen. Die Hunter sind heute (2018) IFR-zertifiziert und unter anderem mit GPS und Moving Map nachgerüstet.

Text: Felix Zbinden / Ruedi Wicki

Bild: Archiv MHMLW