Am 11. September 2017 feierte der Vorstand des Vereins der Freunde der Luftwaffe im Flieger Flab Museum Dübendorf in einem bescheidenen Rahmen den 35. Jahrestag seit der Gründung der JU-AIR. Im Bericht zu diesem Ereignis lesen wir in der Gazette 2017: «Die JU-AIR hat in den 35 Jahren ihres Bestehens geschickt immer wieder die Chancen und Möglichkeiten der gerade herrschenden Lage ausgeschöpft. Das ist aktives und gekonntes Management, nicht etwa für das eigene Portemonnaie, sondern für die Weiterentwicklung des Flieger Flab Museums und damit für die Luftwaffe. Die JU-AIR ist eine weltweit einmalige Institution, die seit der Gründung sage und schreibe 450 000 Passagieren unvergessliche Flugerlebnisse vermittelt hat. Ein Flug mit einem JU-52-Flugzeug ist immer auch ein Flug mit der Luftwaffe, die mit diesen Luftfahrzeugen während 42 Jahren sorgfältig umgegangen ist.»
Die 77 Jahre seit der Inbetriebnahme der drei Flugzeuge JU-52 sind nicht ganz unfallfrei, jedoch ohne Personenschaden, verlaufen. Damit haben die Luftwaffe und die JU-AIR nie geprahlt. Die Tatsache wurde von allen Beteiligten demütig und dankbar zur Kenntnis genommen.
Am 4. August um 16:56 Uhr ist das Unvorstellbare dann passiert. Das voll besetzte Flugzeug HB-HOT stürzte 500 Meter südöstlich des Segnaspasses (Gemeinde Flims GR) ab. Es befand sich auf dem Flug von Locarno nach Dübendorf. Die 17 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder verloren beim Absturz ihr Leben.
Die Nachricht der Kantonspolizei Graubünden über das Unglück verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Medien. Als Medienkonsument rieb man sich die Augen, war bestürzt und unendlich traurig. Die Medienkonferenz vom 5. August 2018 brachte mehr Erkenntnisse über das schreckliche Vorkommnis. Die Vertreter des Kantons Graubünden und der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST, Kurt Waldmeier und sein Sprecher Christian Gartmann orientierten offen, glaubwürdig und feinfühlig über das Geschehen. Das Mitgefühl mit den Opfern kam bei allen Voten zum Ausdruck.
Die Angehörigen der Opfer sowie die Berufs- und freiwillig Mitarbeitenden der JU-AIR wurden orientiert und psychisch betreut. Am 16. August 2018 führte die JU-AIR im Flieger Flab Museum Dübendorf eine Gedenkfeier mit Teilnahme der Mitarbeitenden durch.
Das Ereignis erzeugte ein gewaltiges Echo in den Schweizer Medien. Im Rückblick waren weitaus die meisten Medienberichte von der Pietät gegenüber den Angehörigen der Opfer sowie der Bestürzung und Betroffenheit über den Absturz geprägt. Die Erörterungen über die Unfallursache durch Sachverständige zeichneten sich durch die ehrliche Suche nach dem noch Unerklärlichen aus. In einem Vorbericht der SUST vom 15. August 2018 wird der Unfallhergang kurz beschrieben. Der Schlussbericht liegt noch nicht vor. Er wird die Unfallursache abschliessend beurteilen.
Die Frage nach der Weiterführung des Flugbetriebs durch die JU-AIR glich einer Gratwanderung. Nach der Abwägung aller Aspekte, den Abklärungen mit der Aufsichtsbehörde und eingehenden Gesprächen mit den Mitarbeitenden beschloss die Geschäftsleitung, die zwei vorhandenen Flugzeuge JU-52 ab dem 17. August 2018 wiedereinzusetzen. Mit reger Anteilnahme der Medien, die in einer Medienkonferenz über die neuen Rahmenbedingungen und die Flugzeugeinsätze informiert wurden, startete das Flugzeug HB HOS nach Bernsheim/Deutschland, um dort Rundflüge durchzuführen. Auf den Start zu einem Rundflug ab Dübendorf musste aus Wettergründen verzichtet werden.
In der ganzen Zeit seit dem Absturz des Flugzeugs HB-HOT haben alle beteiligten Stellen die bestmögliche Informations- und Betreuungsarbeit geleistet. Das darf in aller Bescheidenheit festgestellt werden.
Mit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs ist der «Courant normal» zurückgekehrt. Und doch nicht ganz. Die Erinnerung an die tödlich Verunglückten und die Trauer bleiben im Raum. Auch das Flugzeug HB-HOT ist nicht mehr da. Für viele Passagiere der JU-AIR sind mit diesem Flugzeug unendlich viele Erinnerungen an unvergessliche Flugreisen und Rundflüge verbunden.
«Die JU-AIR hat in den 35 Jahren ihres Bestehens geschickt immer wieder die Chancen und Möglichkeiten der gerade herrschenden Lage ausgeschöpft.» Es ist der JU-AIR zu wünschen, dass diese Beurteilung von 2017 auch in der nächsten Zukunft ihre Gültigkeit behält. Die Treue der Mitglieder des Vereins der Freunde der Schweizer Luftwaffe zur JU-AIR und das Vertrauen in die Geschäftsleitung sind wichtige Voraussetzungen zur weiteren Existenz dieser einmaligen Institution.
Text: Walter Dürig, KKdt aD