Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Schweiz auf der Suche nach einer neuen schweren Flabkanone. Mit dem ersten Material wurden 1936 7.5 cm Geschütze der britischen Firma Vickers beschafft. Diese Kanone war jedoch wenig geeignet für den verbreiteten Gebrauch in der Schweizer Armee. Man wurde in Frankreich mit der Canon  de  75  CA  modèle  1940  Schneider fündig. Es handelte sich um ein Flabgeschütz mit dem Kaliber 7.5 cm, welches bei der Firma Schneider et Cie. in Le Creusot gefertigt wurde.

Die Anfänge dieser Kanone gingen bis auf die berühmte französische 7.5 cm Feldkanone Canone de 75 modèle 1897 zurück. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde diese Feldkanone behelfsmässig als Flabgeschütz eingesetzt. Später im Verlauf des Ersten Weltkriegs wurden besser für den Flabeinsatz entwickelte Lafettierungen entwickelt.

In den späten 1920er Jahren waren diese 7.5 cm Flabkanonen nicht mehr zeitgemäss und es wurde 1928 mit der Entwicklung einer Nachfolgerin in Angriff genommen. Eine höhere Schussfolge, höhere Mündungsgeschwindigkeit, grössere Reichweite und eine höhere Mobilität waren die treibenden Faktoren bei dieser Neuentwicklung. Auf Grund der höheren Priorität bei der Fertigstellung und Ausrüstung der Maginot-Befestigungs-Linie entlang der deutsch-französischen Grenze, verlief die Produktion und Indienststellung der neuen 7.5 cm Flabkanone nur schleppend. Bis 1940 wurden nur etwas mehr als 190 Kanonen von den Franzosen in den Dienst gestellt. Nach dem Waffenstillstand zwischen Frankreich und den Achsenmächte im Juli 1940 wurde die Mehrzahl der vorhandenen französischen 7.5 cm Flabkanonen von den Siegermächten übernommen.  Sie wurden unter anderem im Atlantikwall verwendet.

In der Schweiz wurde die ursprüngliche Schneider-Kanone mit einigen Abweichungen von der K+W Thun in Lizenz gefertigt. Dieses Geschütz wurde als 7.5 cm Flab Kan 38 bei der Schweren Flab eingeführt und stellte das Rückgrat der Schweizer Luftverteidigung vom Boden aus während des ganzen Zweiten Weltkriegs. Bei Ausbruch befand sich nur eine sehr geringe Anzahl von diesen Flabkanonen im Truppendienst. Bis Ende des Krieges waren dann über 200 Geschütze vorhanden. Die 7.5 cm Flab Kan 38 wurde bis 1967 von der Schweizer Armee betrieben. Sie wurde dann eigentlich längst überfällig von einer Flab-Lenkwaffe ersetzt. Dabei handelte es sich um die britische Bloodhound, welche Mitte der 1960er Jahre als BL-64 in den Dienst gestellt wurde. 1999 wurde dann beschlossen, dass die BL-64 auf Grund hoher Betriebskosten ausser Dienst gestellt wird. Die Lücke die dabei entstand, wird voraussichtlich erst mit der Neubeschaffung eines bodengestützten Luftverteidigungssystem (BODLUV) grosser Reichweite ab 2025 im Rahmen des Projekts „Air 2030“ geschlossen.

Im Flieger Flab Museum ist die 7.5 cm Flab Kan 38 auf der Flabinsel in der Halle 1 zu finden. Die Flabinsel wurde kurz vor der diesjährigen Generalversammlung des VFL überarbeitet. Die Überarbeitung erfolgt in zwei Schritten. Der erste Schritt, eine Ausdünnung und Auflockerung ist bereits erfolgt. Der zweite Schritt besteht darin, dass die Informationen, welche bisher in Form von Roll-Paneelen und Tafeln vorhanden waren, in elektronischer Form auf einem Info-Point bereitgestellt werden.

Text Beat Benz

Die 7,5 cm Kanone Modell 1932
Modell 1938 bei der damaligen Festung Pré-Giroud
Modell 1938 bei der damaligen Festung Pré-Giroud