Die Fliegerstaffel 18 feiert heuer ihr 90-jähriges Bestehen. Als erste Einheit waren die „Achtzehner“ im Jahr 1930 auf dem neuen Jagdflugzeug Dewoitine eingesetzt. Deshalb kam es zu einer ungewöhnlichen Fotosession zwischen Einst und Jetzt – auch mit der Dewoitine D.26 HB-RAG/286, die von der Seniorengruppe Interlaken flugtauglich restauriert wurde.
Man erinnert sich: Die Dewoitine D.26 HB-RAG wurde zwischen 1994 und 2000 von der Seniorengruppe Interlaken flugtauglich restauriert. Am 14. August 2000 machte Daniel Koblet auf dem Flugplatz Interlaken den zweiten Erstflug. Anschliessend war die Dewoitine rund ein Jahrzehnt im Flieger und Flab Museum ausgestellt. Mit einer Zwischenzeit auf dem Flugplatz Sitterdorf bei Albert Zweifel kam sie im Mai 2015 zurück nach Grenchen, wo sie bis 1964 bei der Segel- und Motorfluggruppe als Schleppflugzeug im Einsatz stand. Heute sorgt „Hangar 31 – Historischer Verein Luftfahrt Grenchen“ für den Unterhalt.
„Es war ein sehr emotionaler Moment und überwältigender Anblick, als die Hornet neben uns auftauchte und dann noch die Flares aus dem Rumpf stiessen“, sagte Paul Misteli , Pilot der Dewoitine D.26 HB-RAG/286 nach dem Fotoflug. Zusammen mit der Dewoitine D.26 HB-RAI/284 aus Lausanne traf er sich über dem Neuenburgersee mit dem Kampfjet und wurde aus einem weiteren F/A-18, einem Doppelsitzer, abgelichtet.
Der Grund für diese Fotosession liegt in der Geschichte der Fliegerstaffel 18: Sie war im Jahr 1930 die erste Einheit, welche das neue Jagdflugzeug Dewoitine D.27 flog. Im Bundesarchiv Bern liegt ein Dokument, in dem die ersten Erfahrungen mit dem Jäger festgehalten sind und technische Änderungen beantragt werden. Verfasst wurde das Dokument von Hauptmann Carl Hoegger, dem Kommandanten der Jagdflieger-Kompanie 18, wie die Einheit damals genannt wurde. Darin beantragte er nach den ersten Erfahrungen elf Punkte zur technischen Verbesserung des neuen Flugzeugs (siehe Foto des Dokuments).
Der Fotoflug wurde am Vorabend bei einem Briefing in Payerne bis ins letzte Detail besprochen. Vor allem der grosse Geschwindigkeitsunterschied machten die genauen Absprachen zwischen den Crews notwendig. Die Dewoitine ist mit rund 230 km/h unterwegs, was aber für die Hornet nahe an der Minimalgeschwindigkeit ist.
Major Bernhard „Beni“ Kocher, Kommandant der Fliegerstaffel 18, liess es sich nicht nehmen, den Hornet selber zu fliegen. Dazu benützte der Militärberufspilot den F/A-18 mit der Registrierung J-5018 und dem Staffelabzeichen, dem Panter. Das Vorbild des Staffellogos war tatsächlich eine schwarze Katze, die im Zweiten Weltkrieg bei der Fliegerkompanie 18 lebte und deren Kopf heute auf dem alten Kompanie-Abzeichen auf der Dewoitine zu sehen ist. Im F/A-18-Doppelsitzer sassen Pilot Hauptmann Marc Zimmerli und Bordoperateur und Fotograf Oberstleutnant Aldo Wicki, beide ehemalige Angehörige der Staffel 18. Die zweite Dewoitine HB-RAI/284 aus Lausanne wurde von Laurent Calame geflogen.
Nicht einfach waren laut Beni Kocher die Aufnahmen mit dem Abschiessen der Flares, den Leuchtkörpern zur Abwehr von Infrarot-Lenkwaffen. Das Fotoflugzeug musste mit Übergeschwindigkeit von hinten kommen, da sich beim Langsamflug beim Vorflügel unter dem Cockpit Ablösungen mit Feuchtigkeit bildeten. Das hätte zu unscharfen Bildern geführt. Beim Annähern des Fotoflugzeugs wurden per Funk Informationen über die exakte Position durchgegeben, sodass der Pilot und der Fotograf gleichzeitig auf den Knopf drücken konnten, als alle vier Flugzeuge in einer Linie waren: Kocher für das Abfeuern der Flars und Wicki auf die Auslösung der Kamera.
Nach der Landung zollte Bernhard Kocher den beiden Dewoitine-Piloten hohen Respekt: „Paul Misteli und Laurent Calame haben ihre Aufgabe perfekt gelöst. Das war absolut professionell.“
Ein Dewoitine D-27 III ist im Flieger Flab Museum Dübendorf in der Halle 1 zu besichtigen.
Text: Peter Brotschi
Foto: Der F/A-18 J-5018 mit B. Kocher und die beiden Dewoitine D.26 mit P. Misteli in der 286 und L. Calame in der 284. Foto: © VBS
Die Dewoitine bei uns im Museum und im Einsatz der Schweizer Luftwaffe von 1931 – 1944