-16.07.2024-
Die Bewaffnung des Kampfflugzeuges F/A-18C/D besteht aus (bis zu 10) Radarlenkwaffen für mittlere Entfernungen (AIM-120C-7 AMRAAM), zwei Infrarot-Lenkwaffen für kurze Entfernungen (AIM-9X Sidewinder) sowie der sechsläufigen 20-mm-Bordkanone.
Luft-Luft-Lenkwaffe AIM-120 AMRAAM
Die AIM-120C-7 AMRAAM (Advanced Medium Range Air-to-Air Missile) ist eine radargelenktes Luft-Luft-Lenkwaffen Modell der neuesten Generation. Die Lenkwaffe wird primär auf Distanzen ausserhalb des Sichtbereichs eingesetzt und ist bei jeder Wetterlage (auch in den Wolken und bei Nacht) fähig, das Ziel zu bekämpfen. Sie verfügt über eine Datenlink-Verbindung zum Trägerflugzeug F/A-18 für die Zieleinweisung in der ersten Flugphase sowie über ein eigenes Radar – den sogenannten Suchkopf – zur selbstständigen Erfassung respektive Verfolgung des Ziels in der Endflugphase.
Mit der FA-18 Beschaffung kaufte die Schweiz eine Anzahl (klassifiziert) AIM-120 AMRAAM der „B“ Version (Rüstungsprogramm 1992).
AIM-120B AMRAAM (Advanced Medium-Range Air-to-Air Missile)
Ist eine radargelenkte Luft-Luft-Lenkwaffe mittlerer bis hoher Reichweite. Das wichtigste Merkmal der AIM-120 ist ihr aktives Radarsystem, das sie zu einer «Fire-and-Forget»-Waffe macht.
Raytheon hat aber die AMRAAM weiter verbessert und eine „C“ Version entwickelt. Im Rahmen des Rüstungsprogramms 2011 wurden 180 Millionen Schweizer Franken für eine Anzahl dieser neuen Lenkwaffen investiert.
AIM-120C-7 AMRAAM
Die Elektronik und das Radarsystem wurden umfassend modernisiert und weisen nun eine höhere elektronische (ECM)-Festigkeit auf. Die Reichweite konnte durch eine grössere Menge Treibstoff erhöht werden.
Von der AIM-120C-7 gibt es eine Exportversion und eine US-Version. Da unser ganzes F-18 Programm über den «foreign military sales» (FMS) Prozess gelaufen war, galt dieser Prozess auch für die neuen AMRAAM.
Raytheon musste also für die Entwicklung und für das Testen der FMS AIM-120C-7 Partner suchen welche diese Waffe kaufen und auf nicht-US eigenen Plattformen verwenden. Aus diesem Grund startete Raytheon eine Zusammenarbeit mit Vidsel in Schweden. Die Projekte trugen Namen wie «Northern Archer», «Nordic Light» oder eben «Thors Hammer». Wir (CH-Luftwaffe) kamen im Jahr 2014 im Rahmen des Projekts «Thors Hammer» zum Handkuss und durften für Raytheon den F-18 «Shooter» stellen. Im selben Projekt waren türkische F-16 integriert. Raytheon wollte für jeden Entwicklungsschritt der FMS Version der AIM-120C-7 jeweils einen F-18 und einen F-16 Shooter.
Das Life Firing LF 2014 «Thors Hammer» war also ein «Entwicklungsschiessen» zu Gunsten der Firma Raytheon.
Die beiden armasuisse-Testpiloten Dieter «Didi» Schweizer (Delegationsleiter und Schiessender) und Roger «Rodge» Mathys als im Verband mitfliegender Überwacher (chaseplane) waren die Akteure. Die Kampagne wurde durch die armasuisse geführt und durch die RUAG unterstützt. Bei diesem LF war die Luftwaffe nur als Observer mit von der Partie. Zwei F-18 wurden nach Vidsel verschoben. Der Einsitzer J-5001 war mit einer zusätzlichen Auswerte-Instrumentierung versehen. Der Doppelsitzer J-5235 übernahm die Funktion als Überwachungs-Flugzeug und Reserve. Im Rahmen von zwei verschiedenen Szenarien wurde je eine Lenkwaffe des Typs AIM-120C-7 AMRAAM auf Ziele-Drohnen geschossen und die Flüge sowie alle Waffenparameter anschliessend ausgewertet.
Als Gegenleistung, dass wir den Träger für die Waffe stellten, war die Test-Range gratis und die Schweiz hatte Einblick in alle Daten. Die Lenkwaffen war ebenfalls instrumentiert und sendeten zahlreiche Daten via Telemetrie an das Range Control Center in Vidsel. Diese Daten und auch alles was im Flugzeug aufgezeichnet wurde, durften wir verwenden. Als Ziel diente eine Drohne. Jedes Software-Update am Flugzeug ruft nach «Verifikationsschiessen» zur Überprüfung des ganzen Waffensystems.
Das Life Firing LF 2018 war ein Schweiz internes Verifikations-Schiessen. Am 20. September 2018 landeten zwei F/A-18 Hornet vom Flugplatz Emmen kommend in Schweden auf dem Flugplatz der Vidsel Test Range. Bis zum 12. Oktober 2018 fanden unter der Leitung der armasuisse, dem Beschaffungs- und Technologiezentrum des VBS, verschiedene Tests mit Luft-Luft-Lenkwaffen statt.
Im Rahmen von zwei verschiedenen Szenarien wurde je eine Lenkwaffe des Typs AIM-120 C-7 AMRAAM auf echte Ziele (Drohnen) geschossen. Für die Versuche wurden ein Einsitzer F/A-18C Hornet (als Lenkwaffenträger) und ein Doppelsitzer F/A-18D Hornet (als Begleitflugzeug) eingesetzt. Diesmal war «Rodge» Mathys der Shooter und «Didi» Schweizer der Chase. Die Kampagne wurde durch die armasuisse und die Luftwaffe durchgeführt. Die erste Lenkwaffe war ein armasuisse Verifikations-Schuss und die zweite eine Überprüfung durch die Luftwaffe. Der Schütze war David „Mensen“ Menth, Pilot der Dienststelle «Operationelle Erprobung und Evaluation» OEE.
AMRAAM – Spezifikationen
Länge 3.65 m
Durchmesser 17.8 cm
Spannweite 44.5 cm
Gewicht 161.5 kg
Kriegskopf 20.5 kg
Steuerung Aktiv-Radar
Zünder Annäherung- und Aufschlag
Startmethode ab Schiene oder Auswurf
Alle Parameter der Einsätze und beide Resultate wurden minutiös ausgewertet.
Sehr guter Erfolg – beide Drohnen wurden abgeschossen und zerstört.
Ein weiteres Verifikationsschiessen mit scharfen Luft-Luft-Lenkwaffen fand vom 15. November bis 3. Dezember 2021 auf den Hebriden in Schottland statt. Die Schweizer Luftwaffe führte diese Kurzkampagne abermals unter der Leitung der armasuisse durch. Die beiden abgeschossenen Lenkwaffen des Typs AIM-120C-7 AMRAAM erfüllten die Anforderungen gemäss einer VBS-Mitteilung vollumfänglich.
J-5001 über Vidsel-AFB
J-5001 Landekurve Vidsel
F-18C Konfiguration Langstrecken Einsatz
F-18D mit zwei Flügeluntertanks und Rumpfuntertank
AMRAAM-Laden
AIM-120-7C beim Start
AIM-120-7C-nach Abschuss
Erfolgreich verschossene Lenkwaffen und Ziele aufgemalt
Symbolische Darstellung von den Einsätzen ‘Thors-Hammer’ mit Testpilot Didi
Schnittzeichnung AMRAAM-AIM-120C-7
Vidsel-Crest-2018
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Text:
Rudolf Wicki
Dieter «Didi» Schweizer, Testpilot Armasuisse
Mit Bewilligung © armasuisse
Fotos:
© armasuisse
RFN Vidsel, Schweden
Wikipedia
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